Asthmaverdacht bei Kindern – mit Spirometrie, Bronchospasmolysetest und FeNO zur Diagnose

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Eine Task Force der European Respiratory Society hat sich mit neun Problemen in der Asthma-Diagnostik bei Kindern auseinandergesetzt. Eine Task Force der European Respiratory Society hat sich mit neun Problemen in der Asthma-Diagnostik bei Kindern auseinandergesetzt. © iStock/MadPierre

Klare Leitlinien, um ein Asthma bei Kindern festzustellen, fehlen bisher. Kein Wunder also, dass die Krankheit sowohl unter- als auch überdia­gnostiziert wird. Jetzt gibt es Hilfestellung.

Eine Task Force der European Respiratory Society hat sich mit neun Problemen in der Asthma-Diagnostik bei Kindern auseinandergesetzt und die Literatur durchforstet. Das Ergebnis ihrer Arbeit sind folgende praxisnahe Empfehlungen:

Empfehlung 1

Allein anhand der klinischen Symptome Giemen, Hus­ten und Atemnot kann ein Asthma nicht diagnostiziert werden, obwohl ein rezidivierendes Giemen das führende Symptom im Kindesalter darstellt. Unwahrscheinlich ist die Erkrankung bei Kindern, die als einziges Anzeichen einen chronischen Husten über mehr als vier Wochen haben.

Empfehlung 2

Eine Besserung der Symptome nach einer versuchsweisen Controller-Medikation hilft ebenfalls nicht weiter. Es gibt dafür im Kindesalter keinerlei Evidenz. Die Task-Force-Mitglieder stimmten aber aus klinischer Erfahrung heraus darin überein, dass man einen solchen Versuch unternehmen könne, aber nur bei symptomatischen Kindern mit pathologischem Spirometrie-Befund und negativem Bronchospasmolysetest. Spirometrie und Bronchospasmolysetest sollten in einem solchen Fall nach 4–8 Wochen wiederholt werden.

Empfehlung 3

Eine Spirometrie gehört unbedingt zur Abklärung. Für die Diagnose spricht ein FEV1/FVC unterhalb des unteren Normalbereichs (lower limit of normal; LLN) oder < 80 % oder ein FEV1 < LLN oder < 80 % des Solls prognostiziert. Man muss daran denken, dass nicht alle Kinder ein korrektes Atemmanöver durchführen können, was ein falsch-normales Ergebnis nach sich ziehen kann.

Empfehlung 4

Alle Kinder, bei denen die Spirometrie nach den oben genannten Kriterien den Asthmaverdacht erhärtet, sollten mit einem Bronchospasmolysetest untersucht werden. Für die Diagnose spricht eine Zunahme des FEV1 um ≥ 12 % und/oder 200 ml nach Inhalation von 400 µg eines kurzwirksamen Beta-2-Agonisten. Eine geringere Zunahme des FEV1 schließt die Erkrankung nicht aus. Nach Einschätzung der meisten Experten kann man einen Bronchospasmolysetest bei einer sehr typischen Klinik auch erwägen, wenn die Spirometrie nicht pathologisch ausfiel.

Empfehlung 5

Auch die Messung des fraktionierten exhalierten Stickstoffmonoxids (FeNO) wird befürwortet. Bei einem Kind mit typischen Symptomen spricht ein Wert ≥ 25 ppb für ein Asthma, wenngleich niedrigere Werte wiederum kein Ausschlusskriterium sind.

Empfehlung 6

Die Peak-flow-Variabilität sollte nicht als primärer objektiver Test eingesetzt werden. Gibt es keine anderen Untersuchungsmöglichkeiten, erfasst man sie idealerweise mit einem elektronischen Gerät über zwei Wochen. Als positiv gilt eine Variabilität von ≥ 12 %.

Empfehlung 7

Von Pricktests und IgE-Messungen zum Nachweis von Aeroallergenen wird abgeraten.

Empfehlung 8

Ließ sich das Asthma mit den bisherigen objektiven Verfahren noch nicht diagnostizieren, hilft evtl. eine direkte bronchiale Provokation mit 8 mg/ml Methacholin weiter. Eine Abnahme des FEV1 um ≥ 20 % nach Provokation bedeutet ein positives Ergebnis.

Empfehlung 9

Bei Kindern mit belastungsabhängigen Asthma-Symptomen kann man auch eine indirekte bronchiale Provokation durchführen. Dazu setzt man die kleinen Patienten aufs Fahrradergometer oder stellt sie aufs Laufband. Positiv fällt dieser Test aus, wenn die exspiratorische Einsekundenkapazität um > 10 % sinkt.

Quelle: Gaillard EA et al. Eur Respir J 2021; DOI: 10.1183/13993003.04173-2020