Bunte Zigarettenpackungen auf der Kippe? Experten fordern schmuckloses Einheitsbraun

Autor: Dr. Michael Brendler

Sogenanntes "Plain Packaging" soll helfen, die Anzahl der Raucher zu senken. Sogenanntes "Plain Packaging" soll helfen, die Anzahl der Raucher zu senken. © fotolia/Karsten

Jeder vierte Europäer raucht. Die bisherigen Rauchverbote, Warnaufdrucke und Werbeverbote halten die Experten der Europäischen Gesellschaft für Atemwegserkrankungen für unzureichend. Eine Initiative soll nun auch noch die letzten Kaufreize von den Zigarettenpackungen vertreiben.

Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte, daran besteht für den Anti-Rauch-Aktivisten Dr. Constantine Vardavas von der Universität von Kreta in Heraklion und seine Kollegen kein Zweifel. Die Harmonisierung der Tabak-Kontroll-Gesetzgebung samt der EU-weit vorgeschriebenen Warnschilder auf den Zigarettenpackungen sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr Schutz für die Gesundheit der 511 Millionen Bürger.

Tatsächlich ist die Zahl der Nikotinabhängigen in den letzten zehn Jahren in der Europäischen Union um 6 % gesunken. Es bleiben aber noch mehr als 130 Millionen Raucher, insofern müssen nun weitere und schärfere Maßnahmen her, fordern die Experten.

Dr. Vardavas und seine CoAutoren haben auch schon eine Maßnahme im Sinn: Gesetze zum „Plain Packaging“ (schlichte Verpackungen) sollen alle Logos und Farben von den Zigarettenschachteln vertreiben. Die Verpackungen im Einheitsbraun soll anschließend nur noch der aufgedruckte Markenname unterscheiden.

Schließlich hätten zahlreiche Studien gezeigt, dass Werbung und Paketgestaltung beim Verbraucher die Lust auf Zigaretten wecken und die Zweifel der Gesundheitsbewussteren vertreiben, so die Autoren. Dem EU-Parlament habe die European Respiratory Society (ERS) 2016 schon entsprechende Vorschläge präsentiert und ihre Argumente vorgetragen, berichtet die Arbeitsgruppe um Dr. Vardavas.

„Plain Packaging“ ist laut Studien in der Lage, die Zahl der Nichtraucher und die Zweifel am eigenen Zigarettenkonsum zu steigern. Es macht außerdem Jugendliche empfänglicher für gesundheitliche Bedenken. Billig ist es auch, die Kosten haben die Hersteller zu tragen. Und die Parlamentarier bräuchten selbst die Gerichte nicht zu fürchten, schließlich habe der Europäische Gerichtshof dem Gesetzgeber im vergangenen Jahr bereits Zustimmung signalisiert.

Australien und Frankreich als Vorreiter

Vorreiter wie Australien und Frank­reich würden der Europäischen Union bereits die Machbarkeit der Maßnahmen demonstrieren. Durchschlagende Erfolge für die Bevölkerungsgesundheit ließen sich aber nur im Rahmen der EU erreichen. „Plain Packaging“ ist laut den Autoren sicherlich keine magische Kugel, um die Zahl der Nikotin-Toten zu reduzieren – aber es ist mit Sicherheit Teil der Lösung.

Quelle: Vardavas C et al. Eur Respir J 2017; 50: 1701232