Knötchen am Penis: Dahinter können Krätze, Krebs und vieles mehr stecken

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Sarcoptes scabiei halten sich am liebsten dort auf, wo es schön warm ist und keine dicke Hornschicht beim Graben stört, z.B. in der Genitalregion. Sarcoptes scabiei halten sich am liebsten dort auf, wo es schön warm ist und keine dicke Hornschicht beim Graben stört, z.B. in der Genitalregion. © Sabellek M. Wehrmedizinische Monatsschrift 2018; 62: 378-382 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn

Papulöse Effloreszenzen auf dem Gemächt sind keineswegs selten und können die verschiedensten Ursachen haben. Ein Experte erläutert, worauf Sie bei der Inspektion des Genitalbereichs achten müssen.

Wegen eines juckenden Ausschlags am Penis wird ein 30-Jähriger vom Truppenarzt in die dermatologische Fachuntersuchungsstelle des Bundeswehrkrankenhauses Westerstede überwiesen. Das Exanthem besteht seit 14 Tagen. Vor einer Woche hat er eine neue Unterkunft auf einem Truppenübungsplatz bezogen. Seine Partnerin leidet schon seit fünf Wochen an einem ähnlichen Juckreiz. Was könnte die Ursache sein?

Bei der klinischen Untersuchung des Patienten fallen zehn bis zu 5 mm große, erythematöse Papeln an Glans und Präputium auf, die er zuvor noch nicht bemerkt hat. Exkoriierte Epidermisdefekte interdigital und an den Handgelenken zeugen von einem ausgeprägten Juckreiz, schreibt Oberstabsarzt Martin Sabellek­ vom Sanitätsversorgungszentrum Beelitz. Die Dermatoskopie liefert den Milbenbeweis – der Mann hat eine Skabies.

Zügige Besserung mit Permethrin und Prednicarbat

Daraufhin wurde der Patient zweimal im Abstand von neun Tagen am gesamten Integument (vom Unterkiefer abwärts) mit Permethrin (5 %-Creme) behandelt. Anschließend erfolgte eine Therapie der von Juckreiz betroffenen Areale mit Prednicarbat (0,25%ige Creme), woraufhin sich die Symptome rasch besserten. Zudem wurde der Patient über die notwendige Mitbehandlung seiner Partnerin informiert.

Neben der Skabies gibt es noch zahlreiche andere Ursachen für papulöse Veränderungen am Penis. Gutartig sind die Papillae coronae glandis. Bei dieser Fehlbildung ohne Krankheitswert entstehen papilläre oder filiforme Knötchen am Übergang von der Eichel zum Sulcus coronarius. Nicht selten befallen auch die durch Papillomviren vom Typ 6 und 11 ausgelösten Condylomata acuminata den Penis. Für die Diagnose Feigwarzen spricht ein schnelles Wachstum (meist < 1 Jahr) und das Auftreten mehrerer gleichartiger Veränderungen.

Ebenfalls von Mensch zu Mensch übertragen werden Mollusca contagiosa. Dabei handelt es sich 2–6 mm große, weiße, rötliche oder hautfarbene Knötchen. Ihr deutscher Name Dellwarzen rührt daher, dass ihre glatte Oberfläche in der Mitte meist eine Delle aufweist.

Untenrum Gebräunten drohen Basalzellkarzinome

Eine weitere benigne Erkrankung ist der Lichen ruber planus – auch wenn der damit verbundene Juckreiz die Lebensqualität erheblich mindern kann. Typisch für die Knötchenflechte sind glatte, glänzende Papeln, die zu Plaques konfluieren können. Mehr als 50 % der Patienten haben einen Schleimhautbefall, der das Risiko für orale Plattenepithelkarzinome erhöht.

Als Präkanzerose eingestuft wird auch die Bowenoide Papulose. Die hartnäckige Erkrankung macht sich mit meist multiplen, 2–5 mm großen, glatten rötlichen Papeln bemerkbar. Nach langjähriger Erkrankung kann sich ein M. Bowen oder ein Peniskarzinom entwickeln.

Zu den Differenzialdiagnosen peniler Papeln zählt auch das Basalzellkarzinom. Es kann z.B. aufgrund häufiger Solariumbesuche oder als Folge einer Phototherapie der Psoriasis auch im Genitalbereich entstehen. Auch ein Carcinoma in situ gibt es am Penis: Die Erythroplasie Queyrat muss frühzeitig exzidiert werden, damit sich kein invasives Karzinom bildet.

Bei der Frau hat er die Krätze gekriegt

Skabies wird in erster Linie durch engen Körperkontakt und Geschlechtsverkehr übertragen, nur sehr selten durch Bettwäsche. Flüchtige Kontakte wie Händeschütteln, Umarmen oder ein Begrüßungskuss genügen in der Regel nicht. Während bei der Scabies norvegica tausende bis Millionen Tiere über den Körper „herfallen“, sind es bei der „normalen“ Krätze nur 10 bis 50. Von der Besiedlung bis zu den typischen Symptomen vergehen bei der Scabies etwa zwei bis fünf Wochen, bei wiederholtem Befall evtl. nur wenige Tage. Der Beispielpatient (keine Vorerkrankungen, Truppenübungsplatz vor einer Woche aufgesucht, Juckreiz der Partnerin seit fünf Wochen) hat sich also wahrscheinlich zu Hause angesteckt.

Juckreiz an Vorhaut und Eichel

Eine ganz wesentliche Differenzialdiagnose, die seit Jahren immer häufiger gestellt wird, ist die Syphilis. Sie kann eine Vielzahl von Haut­erkrankungen imitieren und dabei auch zu Papeln am Penis führen, wie das Beispiel eines 35-Jährigen zeigt. Der junge Mann erschien wegen einer unklaren Schwellung der Vorhaut in der Fachärztlichen Untersuchungsstelle Dermatologie und Venerologie. Anamnestisch erwähnte er ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer flüchtigen Bekannten zwei Wochen zuvor. Seit Kurzem habe er zudem Juckreiz und rote Flecken am inneren und äußeren Präputialblatt sowie an der Glans penis. Durch juckreizbedingte Manipulationen sei es zu einer Schwellung der Vorhaut gekommen. Die Labordiagnostik bestätigte die Verdachtsdiagnose Lues. Schmerzlose genitale Papeln, die rasch zerfallen und in derbe Ulzera übergehen, sind typisch für das Primärstadium der Syphilis.

Quelle Text und Abb.: Sabellek M. Wehrmedizinische Monatsschrift 2018; 62: 378-382 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn

Sarcoptes scabiei halten sich am liebsten dort auf, wo es schön warm ist und keine dicke Hornschicht beim Graben stört, z.B. in der Interdigitalregion.Bis die ersten Symptome auftreten, vergehen bis zu sechs Wochen. Typisch für die Skabies sind lineare oder kommaförmige Papeln, Rötung und Schuppung. Die unter der Haut abgelegten Kotballen sorgen für heftigen Juckreiz. Sarcoptes scabiei halten sich am liebsten dort auf, wo es schön warm ist und keine dicke Hornschicht beim Graben stört, z.B. in der Interdigitalregion.Bis die ersten Symptome auftreten, vergehen bis zu sechs Wochen. Typisch für die Skabies sind lineare oder kommaförmige Papeln, Rötung und Schuppung. Die unter der Haut abgelegten Kotballen sorgen für heftigen Juckreiz. © Sabellek M. Wehrmedizinische Monatsschrift 2018; 62: 378-382 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn