eAU und eRezept Nutzen für Patienten und Ärzte an erster Stelle?

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Anouschka Wasner

Lauterbachs Aussagen führten dazu, dass einige Niedergelassene schon ihre TI-Systeme ausstöpseln wollten. Lauterbachs Aussagen führten dazu, dass einige Niedergelassene schon ihre TI-Systeme ausstöpseln wollten. © iStock/cnythzl

Die Verwirrung um eRezept und eAU war für einige Tage komplett. Der Gesundheitsminister hatte sich – eher missverständlich – zum Fortgang der beiden Anwendungen geäußert. Twitter-User konnten die unübersichtliche Informationslage wahrscheinlich am schnellsten auflösen.

Was nicht hundertprozentig ausgereift sei, könne nicht in die Fläche gebracht werden, hatte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) im „PraxisCheck“ der KBV am 3. März gesagt. Und später im Gespräch: „Ich habe das eRezept und die eAU gestoppt, weil ich nicht den Eindruck habe, dass wir an dem Punkt angekommen sind, dass wir es machen können.“

Die KBV nahm den Minister beim Wort und meldete in ihren Praxisnachrichten: „Die Einführung von elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und elektronischem Rezept wird bis auf Weiteres verschoben. Bundesgesundheitsminis­ter Professor Dr. Karl Lauterbach hat eigenen Angaben zufolge beide Vorhaben gestoppt.“

Lauterbach bezog sich wohl auf den Stopp vom Dezember

Für eine kurze Zeit war die Verwirrung groß: Viele Ärztinnen und Ärzte waren irritiert, einige Niedergelassene meldeten auf Twitter, sie werden sich umgehend aus dem System ausstöpseln. Doch hinter der Aussage der KBV steckte offenbar eine Fehlinterpretation: Mit dem Satz „Ich habe das eRezept gestoppt“ meinte der Minister – der sich immer mal wieder des historischen Präsens bedient  – wohl lediglich die schon im Dezember 2021 erfolgte Aufschiebung der verpflichtenden Einführung des eRezeptes. Prof. Lauterbach hatte kurz nach seinem Amtsantritt die Testphase des Projektes verlängert.

Gematik-Geschäftsführer Dr. ­Markus Leyck Dieken twitterte dann auch so bald wie möglich, dass die Testphase natürlich unverändert weiterlaufe: „Klarstellung: Entgegen der Aussage der @kbv4u werden #eRezept und #eAU nicht gestoppt. Wie geplant werden die Testphasen nur verlängert.“ Und am gleichen Tag dann auch schon ein Tweet des Bundesgesundheitsministeriums: „Die Testphasen des #eRezept|s und der #eAU laufen weiter.“

Ist Ihr PVS schon soweit?

Sind die Systeme in den Arztpraxen fit für die TI? Die Gematik will jetzt unter dem Stichwort „TI-Score eRezept“ transparent machen, wie weit die jeweiligen Anbieter bzw. IT-Systeme sind.

Doch auch wenn die Aussagen des Gesundheitsministers lediglich die Verlängerung der Testphasen der Anwendungen bekräftigen sollten: Der Minister äußerte gleich mehrfach seine Zweifel am spürbaren Nutzen der aktuellen Anwendungen eAU und eRezept für Patienten und Ärzte. Die Testung sei noch nicht ausreichend. An anderer Stelle hatte er die Systeme bereits als zu fehleranfällig benannt. In diesem Zusammenhang kündigte Prof. Lauterbach deswegen eine „Strategiebewertung“ des eRezepts an sowie eine deutliche Verstärkung im Ministerium: Zum 1. April soll Dr. Susanne Ozegowski neue Chefin der Abteilung 5 „Digitalisierung und Innovation“ werden. Dr. Ozegowski, bisher Geschäftsbereichsleiterin Unternehmensentwicklung der Techniker Krankenkasse, sei jemand, die nach pragmatischen Lösungen suche. Die Philosophie der Abteilung werde sein, den Nutzen von digitalen Anwendungen für Patienten und Ärzte im Auge zu haben. Denn die elektronischen Anwendungen eRezept und eAU würden von Ärzten und Patienten bislang nicht als nützlich empfunden: Die Anwendungen würden sie „nicht nach vorn bringen“, umschreibt Prof. Lauterbach die Wahrnehmung vieler. Beide Anwendungen sollen weiterhin eingeführt werden – „alles wird kommen“ –, aber erst nach ausgiebigen Tests. Wann das sein würde, ließ der Gesundheitsminister offen. Bis dato meldet die Gematik 4.500 eingelöste eRezepte und 4 Millionen an die Kassen übermittelte eAU. Die elektronische Patientenakte hatte Prof. Lauterbach dagegen als nützlich bewertet. Ihre Funktion müsse sein, Informationen zusammenzufügen und zu übermitteln, dann werde die Versorgung besser und der Arzt entlastet. Eine Digitalisierung von Befunden und Untersuchungen mit entsprechender Kodierung und Suchfunktion mache „die Medizin besser“.

Medical-Tribune-Bericht