Parkinson: Synthetisches Cannabinoid gegen Schlafstörungen und Angstzustände?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das synthetisch hergestellte Cannabinoid hilft dabei, Schlaf- und Angsstörungen zu mindern. Das synthetisch hergestellte Cannabinoid hilft dabei, Schlaf- und Angsstörungen zu mindern. © iStock/stefanamer

Das Parkinson-Syndrom macht Betroffenen nicht nur über Tremor und andere motorische Defizite das Leben schwer. Ein synthetisches Cannabinoid könnte helfen, bei den Patienten die neurologischen Beeinträchtigungen abzumildern.

Parkinsonpatienten machen nicht nur motorische Symptome wie der Ruhetremor zu schaffen. Die Erkrankung ist auch mit nicht-motorischen Beeinträchtigungen assoziiert. Störungen des autonomen Nervensystems, des Geruchssinns, des Schlaf-Wach-Rhythmus sowie Stimmungsveränderungen und ein kognitiver Abbau schränken die Lebensqualität vieler Betroffener erheblich ein. Sie können bereits vor Ausbruch der motorischen Defizite auftreten und nehmen im Krankheitsverlauf meist zu. Mit Cannabinoiden existiert für die Patienten möglicherweise eine effektive und sichere Behandlungsoption, berichten Dr. Marina Peball von der Abteilung für Neurologie an der Universität Innsbruck und Kollegen.

Psychoaktiv, aber weniger euphorisierend als Cannabis

Die Wissenschaftler stellten zunächst 47 Parkinsonpatienten, die an belastenden nicht-motorischen Symptomen litten, auf Nabilon (maximal 2 mg/d) ein. Das synthetische Tetrahydrocannabinol-Analogon gilt als psychoaktive Komponente von Cannabis und hat zwar ähnliche pharmakologische Eigenschaften, wirkt jedoch weniger euphorisierend und hat ein besser vorhersagbares Nebenwirkungsprofil. Insgesamt 38 Studienteilnehmer sprachen gut auf die Behandlung an. In einer zweiten Phase der Studie behandelten die Forscher dann je die Hälfte dieser Patienten weiter mit Nabilon bzw. einem Placebo, um in einem Arm einen Entzug zu simulieren.

Nach vier Wochen beobachteten die Kollegen in der Nabilongruppe eine deutlich geringere Verschlechterung der mittels MDS-UPDRS-I (Movement Disorder Society – Unified PD Rating Scale-I) gemessenen nicht-motorischen Symptombelas­tung als in der Kontrollgruppe. Die mit Nabilon behandelten Patienten profitierten dabei insbesondere im Hinblick auf die Verminderung von Angstzuständen und Schlafstörungen von dem Cannabinoid.

Insgesamt erwies sich der Wirkstoff als gut verträglich: Zwar klagten viele Teilnehmer während der ersten Studienphase über Nebenwirkungen wie Fatigue, Schwindel, Mundtrockenheit oder Schläfrigkeit, meist handelte es sich hierbei jedoch um leichte sowie transiente Störungen. Während der randomisierten Studienphase beobachteten die Wissenschaftler dann keine wesentlichen Verträglichkeitsunterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Angesichts der vielversprechenden Ergebnisse dieser Pilotuntersuchung, so das Fazit der Studienautoren, müssen nun weitere größere Untersuchungen zur Wirkung von Cannabinoiden auf die Parkinsonerkrankung folgen.

Quelle: Peball M et al. Ann Neurol 2020; 88: 712-722; DOI: 10.1002/ana.25864