Nach Bypass-OP Auf Infarktzeichen achten
Myokardinfarkte stellen eine gefürchtete Komplikation bei koronaren Bypass-OPs dar. Da im Zuge des Eingriffs in jedem Fall eine gewisse Herzmuskelschädigung eintritt, sind kardiale Biomarker postoperativ in der Regel erhöht und eignen sich bei isolierter Betrachtung kaum zur verlässlichen Diagnose eines Infarktgeschehens. Elektrophysiologische und bildgebende Ischämiezeichen sind dagegen aussagekräftiger, wie Forscher um Dr. Leo Pölzl von der Universität Innsbruck herausfanden.
Sie analysierten die Daten von 2.829 Patienten, die sich aufgrund einer Mehrgefäß-KHK einem Bypass-Eingriff unterzogen hatten. Die Inzidenz des perioperativen Myokardinfarkts berechneten sie mithilfe mehrerer etablierter Definitionen, die sich jedoch in Auswahl und Gewichtung der Herzenzyme sowie Berücksichtigung zusätzlicher Ischämiekriterien unterscheiden: „4th Universal Definition of Myocardial Infarction“ (4UD) der European Society of Cardiology, Definition der Society for Cardiovascular Angiography and Interventions (SCAI) sowie Definition des Academic Research Consortium (ARC).
Je nach Definition errechneten sich Infarktinzidenzen zwischen 2,6 % und 50 %. Lediglich die 4UD- und die ARC-Kriterien berücksichtigten neben Herzenzymen auch EKG- und Angiographieveränderungen sowie regionale Wandbewegungsstörungen. Sie erwiesen sich als signifikant und unabhängig prädiktiv für schwere kardiale Ereignisse im Rahmen der 30-Tages- und 5-Jahres-Mortalität. Auch neu aufgetretene EKG-Ischämiezeichen stellten signifikante Prognosefaktoren dar. Infarktdefinitionen allein auf Basis der Ausschüttung kardialer Biomarker (z.B. Troponin) hatten dagegen keine prognostische Relevanz. Die Experten empfehlen, bei der Überwachung von Bypassoperierten besonders auf neue EKG-, Koronarangiographie- oder Echokardiographieauffälligkeiten zu achten und schnell zu handeln.
Quelle: Pölzl L et al. Eur Heart J 2022; DOI: 10.1093/eurheartj/ehac054