Blutung, Infektion, Krampfanfall – was das Bewusstsein von alten Menschen stören kann
Malnutrition sorgt in Pflegeeinrichtungen für große Probleme, etwa jeder fünfte Bewohner ist in irgendeiner Form davon betroffen. Nicht selten kommt es dadurch zu Entgleisungen des Wasser- bzw. Natriumstoffwechsels, erklärte Professor Dr. Ronny Beer von der Universitätsklinik für Neurologie Innsbruck.
Bei ausgeprägter Hyponatriämie drohen epileptische Anfälle und intrakranielle Hypertension durch ein Hirnödem, bei starker Hypernatriämie Fieber und Rhabdomyolyse. In beiden Fällen ist mit schweren Bewusstseinstörungen bis hin zum Koma zu rechnen. Um zu beurteilen, ob eine hypo-, eu- oder hypervoläme Hyper- bzw. Hyponatriämie vorliegt, muss man neben der Osmolalität das Natrium aus dem Vollblut bestimmen, Plasmawerte reichen nicht aus, betonte der Neurologe.
Bei akutem oder symptomatischem Mangel des Spurenelements erfolgt der Ausgleich möglichst rasch mit 3–4 mmol/l h. Das gelingt zum Beispiel mit der ggf. wiederholten Infusion von 100 ml 3%iger NaCl-Lösung über 30–60 Minuten. Es ist darauf zu achten, dass ein Anstieg von 10 mmol/l pro 24 Stunden bzw. von 18 mmol/l pro 48 Stunden nicht überschritten wird, betonte Prof. Beer. Im Fall einer chronischen Hyponatriämie darf der Anstieg 0,5–1 mmol/h nicht überschreiten. Das 3%ige NaCl läuft dann am besten mit 1–2 ml/kg/h. Ziel ist ein Anstieg um 10 mmol/l in 24 Stunden.
Dysnatriämie nicht zu schnell korrigieren
Hypernatriämien lassen sich durch die Gabe kochsalzfreier oder -armer Infusionen (100–200 ml über 30–60 Minuten) korrigieren. Der maximale Abfall der Elektrolytkonzentration sollte 10 mmol/l pro 24 Stunden bzw. 18 mmol/l in 48 Stunden betragen. Der Neurologe warnte ausdrücklich vor einer zu schnellen Korrektur von Dysnatriämien. Darunter drohe die gefürchtete osmotische Myelinolyse.
Kein Verlass auf Trias der Meningitis bei älteren Patienten
Patientenwillen bzw. Verfügungen beachten
Midazolam ist gemäß der Leitlinien die Therapie der ersten Wahl, erst auf Stufe 2 folgen i.v. Antiepileptika, bei denen man auf die altersentsprechenden Besonderheiten, z.B. eingeschränkte Leber-/Nierenfunktion, achten muss. Auf der dritten Stufe kommen intensivmedizinische Maßnahmen hinzu. „Hier müssen wir den Patientenwillen berücksichtigen und auf Verfügungen achten“, betonte Prof. Rosenow. Auch aus medizinischer Sicht gelte es, im Hinblick auf die grundsätzlich schlechtere Prognose der Älteren abzuwägen und die Schwere der Grunderkrankung sowie EEG-Zeichen (massive Enzephalopathie?) in die Überlegungen einzubeziehen. Außerdem ließ sich der Vorteil einer frühen Gabe von i.v.-Anästhetika und der raschen Intubation im refraktären Status bisher nur für Menschen unter 65 Jahren und leichterem Status epilepticus zeigen.Kongressbericht: Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin 2020