Typ-2-Diabetes: Prävention durch Lebensstilanpassung
Sieben Jahre an Lebenszeit verlieren Frauen mit Typ-2-Diabetes im Durchschnitt gegenüber Stoffwechselgesunden, 14 Jahre, wenn der Diabetes nach einem Herzinfarkt diagnostiziert wird. Mit minus sechs bzw. minus zwölf Jahren sieht es bei den Männern nicht wesentlich besser aus, berichtete Professor Dr. Norbert Stefan von der Inneren Medizin IV am Universitätsklinikum Tübingen. Am besten also, man riskiert erst gar nicht, in eine Insulinresistenz zu rutschen. Tun kann man dafür einiges. Das Rezept besteht dabei seit jeher aus denselben Zutaten: ein Teelöffel körperliche Aktivität, je eine Prise der richtigen Makro- und Mikronährstoffe und sollte doch mal etwas angebrannt sein, lässt sich das Essen –pardon, die Gesundheit – vielleicht noch pharmakologisch retten.
Dem Diabetes mit Medikamenten vorbeugen?
Günstige Wirkung der Gewichtsabnahme auf die Insulinresistenz
Diesen Ball nahm Dr. Stefan Kabisch von der Charité – Universitätsmedizin Berlin direkt auf. Natürlich stoßen Programme zur Gewichtsreduktion bei Patienten selten auf Gegenliebe und nur wenige halten eine Diät überhaupt bis zum Ende durch – selbst wenn die Pfunde anfangs noch so erfolgreich purzeln. Unbestritten ist aber die günstige Wirkung der Gewichtsabnahme auf die Insulinresistenz – vor und nach einem Typ-2-Diabetes. Angesichts der mangelnden Adhärenz und vor dem Hintergrund, dass beispielsweise bei älteren Personen eine Gewichtsreduktion teilweise kontraindiziert ist, plädierte der Referent für individuellere Interventionen. Statt eine Low-irgendwas-Kost sämtlichen Risikogruppen pauschal aufzustülpen und auf das beste Outcome zu hoffen, sieht er einen nachhaltigen Nutzen in „gesunden“ Ernährungsmustern mit einer bedarfsorientierten Makro- und Mikronährstoffverteilung. Es fällt allerdings schwer zu sagen, auf welche Komponenten man dabei setzen sollte. Zwar finden sich exemplarisch in epidemiologischen Studien diabetogene Effekte für rotes Fleisch und Zucker, bzw. protektive Einflüsse von Vollkornprodukten und unlöslichen Ballaststoffen auf das Erkrankungsrisiko. Bei genauerer Betrachtung stehen die Empfehlungen aber auf weniger evidenten Füßen. Dazu nur zwei Beispiele:- Zucker: Tauscht man Glukose eins zu eins gegen Polysaccharide aus, ergaben sich in Metaanalysen moderate Vorteile für die komplexen Kohlenhydrate in Bezug auf LDL und Nüchternglukosewerte. Der Insulinresistenz (HOMA-IR), den Triglyzeriden, Leberwerten und dem CRP allerdings schienen die Herkunft der Bausteine egal. Der isokalorische Ersatz von Glukose durch Fruktose bringt keinen Benefit für Nüchtern-BZ, HbA1c, Lipide und Leberwerte. Hyperkalorisch hat Fruktose sogar ein erheblichen Schadenspotenzial, gab Dr. Kabisch zu Bedenken.
- Kaffee: Ein günstiger Effekt auf das Typ-2-Diabetesrisiko findet sich in epidemiologischen Untersuchungen durchgehend auch für den Wachmacher Nr. 1 Kaffee, wobei das enthaltene Koffein keine Rolle zu spielen scheint. In randomisierten kontrollierten Studien dagegen verschlechtert Kaffee akut die Glukosetoleranz – für Langzeitgenießer ließen sich weder Vor- noch Nachteile im Hinblick auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit feststellen.
Kongressbericht: 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (Online-Veranstaltung)