ADHS und Sucht per Kombinationstherapie gleichzeitig behandeln

Friederike Klein

Das Problem besteht darin, dass auch die ADHS-Therapeutika eine Suchtgefahr darstellen. Das Problem besteht darin, dass auch die ADHS-Therapeutika eine Suchtgefahr darstellen. © iStock/Andrii Zastrozhnov

Bei klarer Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung gelten Stimulanzien als Therapeutika der Wahl. Tritt die Störung zusammen mit einer Substanzabhängigkeit auf, sollte eine zusätzliche Psychotherapie beide Erkrankungen kombiniert angehen.

Die Stimulanzienverordnung ist bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung wichtig, weil die kumulativen Folgen der unbehandelten Erkrankung gravierend sind. Dazu gehört auch das erhöhte Risiko für Substanzmissbrauch im Erwachsenenalter, der in Kombination mit der ADHS mit einem deutlich erhöhten Mortalitätsrisiko einhergeht, sagte Professor Dr. J. Antoni Ramos-Quiroga von der Universitat Autònoma de Barcelona.

Entscheidend ist die korrekte Dia­gnose, betonte der Kollege. Fünf Faktoren weisen auf eine ADHS hin:

  • Symptome seit der Kindheit
  • Chronizität
  • Vorhandensein von ≥ 5 ADHS-typischen Symptomen
  • Auftreten der Symptome ist kontextunabhängig
  • klinisch signifikante Beeinträchtigung.

Psychiatrische Differenzialdiagnosen wie affektive Störungen, Angsterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und Substanzabhängigkeit sind allerdings nicht immer einfach abzugrenzen, da einige Symptome überlappen. Zudem sind psychische Komorbiditäten häufig, gerade substanzbezogene Störungen. Psychoedukation sowie die genaue Aufklärung über Medikamente sind daher ein essenzieller Teil der ADHS-Therapie.

Kein Stimulans für Simulanten

Die ADHS-Therapeutika sind auch selbst Gegenstand von Fehlgebrauch: Einer Studie zufolge nutzten 8 % der Erstsemester-Studierenden Stimulanzien, um ihre Lern- und Prüfungsleistung zu verbessern. Dabei korreliere ein Stimulanzien­gebrauch aus solch einem Grund sogar mit einer schlechteren Prüfungsleistung, so der Experte. In den USA erreicht die 12-Monats-Prävalenz einer missbräuchlichen Anwendung bei Erwachsenen knapp 2 %, die der substanzbezogenen Störungen durch verschreibungspflichtige Stimulanzien 0,2 %.

Geringeres Missbrauchsrisiko bei lang wirksamen Substanzen

Zur Pharmakotherapie werden wegen des geringeren Risikos für einen nicht-medizinischen Gebrauch lang wirksames Methylphenidat, langsam freisetzende Amphetamine und Atomoxetin empfohlen. Die regelmäßige Überprüfung des Substanzgebrauchs und der -anwendung ist ebenso wichtig wie die engmaschige Beobachtung von psychischen Komorbiditäten und Gesundheitsproblemen. Prof. Ramos-Quiroga empfiehlt­, alle Patienten mit Substanzabhängigkeit auf das Vorhandensein einer ADHS zu kontrollieren. Liegen sowohl ADHS als auch Substanzabhängigkeit vor, empfiehlt ein europäischer Konsensus, beide Erkrankungen gleichzeitig und integriert zu behandeln, z.B. über eine kombinierte Psychotherapie und Stimulanzien, wobei die Dosis der ADHS-Medikamente bei komorbider Substanzabhängigkeit bei manchen Patienten höher titriert werden muss, wie Prof. Ramos-Quiroga betonte.

Quelle: EPA 2020 *

* 28th European Congress of Psychiatry, Online-Veranstaltung

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Das Problem besteht darin, dass auch die ADHS-Therapeutika eine Suchtgefahr darstellen. Das Problem besteht darin, dass auch die ADHS-Therapeutika eine Suchtgefahr darstellen. © iStock/Andrii Zastrozhnov