
CAR-T-Zellen: Neues zu Effektivität, Prognosemarkern, Bridging-Therapie und Prophylaxe

Sowohl klinische Untersuchungen als auch Real-World-Daten deuten auf die langfristige Effektivität von CAR-T-Zellen bei Menschen mit verschiedenen hämatologischen Erkrankungen hin. Ein Beispiel sind die Ergebnisse der JULIET-Studie, in die rezidivierte/refraktäre Patienten mit diffus großzelligem B-Zell-Lymphom eingeschlossen und mit Tisagenlecleucel behandelt wurden.1 Sie hatten im Vorfeld mindestens zwei Therapien erhalten. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) nach 24 Monaten bzw. 36 Monaten betrug 33 % bzw. 31 %, berichtete Professor Dr. Paolo Corradini, Fondazione IRCCS Istituto Nazionale dei Tumori di Milano. Die Wirksamkeit von Axicabtagen-Ciloleucel stand z.B. in der klinischen Studie ZUMA-1 im Fokus. An ihr nahmen Personen mit DLBCL oder primär mediastinalem großzelligem B-Zell-Lymphom teil. 47 % waren nach drei Jahren noch am Leben, das mediane Gesamtüberleben (OS) betrug 25,8 Monate.
Wirksamkeit in Real World bestätigt
Real-World-Daten aus den USA bescheinigen nach einem Jahr ein PFS von 26,4 % und ein medianes OS von 56,3 % bei knapp 300 Personen mit großzelligen B-Zell-Lymphomen.2 Nach den Einschlusskriterien aus ZUMA-1 wären 43 % von ihnen aufgrund ihrer Komorbidiäten nicht für die Therapie infrage gekommen. Diese Kohorte hatte im Vergleich zu Patienten, die den Einschlusskriterien entsprachen, ein schlechteres Ansprechen sowie ein kürzeres PFS und OS. Weitere Daten zu Tisagenlecleucel und Axicabtagen-Ciloleucel bestätigen dem Experten zufolge die grundsätzlich längerfristige Effektivität der beiden zellulären Therapien.
Er stellte zudem eigene Ergebnisse von 55 Patienten mit verschiedenen hämatologischen Erkrankungen aus seinem klinischen Alltag vor. Sie hatten zwischen zwei bis sieben Vortherapien erhalten. 37 wurden mit Axicabtagen-Ciloleucel behandelt, 18 mit Tisagenlecleucel. Das PFS bzw. OS nach einem Jahr betrug gerundet 41 % bzw. 77 %. Erste Analysen deuten darauf hin, dass die beiden CAR-T-Zell-Produkte bzgl. der beiden Endpunkte ähnlich wirksam sind. Somit gäbe es zurzeit keine Daten, anhand derer man eine der beiden Substanzen bevorzugen könne, erläuterte Prof. Corradini.
Der Referent wies zudem auf einen interessanten Aspekt hin, der ihm und seinen Kollegen aufgefallen war: Die Expansion der CAR-T-Zellen korrelierte mit einer kompletten Remission und das bereits neun Tage nach der Infusion. Dadurch sei es schon sehr früh möglich, Responder von Non-Respondern zu unterscheiden.
Prognostische Faktoren für die Wirksamkeit
* Lactatdehydrogenase
** Eastern Co-operative of Oncology Group
Zeit bis zur Therapie überbrücken
Daten aus dem MD Anderson Cancer Center, Texas, deuten darauf hin, dass Erkrankte ohne Bridging ein besseres PFS und OS haben als solche, die eine entsprechende Behandlung erhalten.3 Dieses Ergebnis sei zu erwarten, betonte Prof. Corradini, da hauptsächlich Patienten mit schnell fortschreitender Erkrankung eine überbrückende Maßnahme benötigen. Interessant seien jedoch die Unterschiede je nach Art der Therapie: PFS und OS waren bei Personen, die nur eine Bestrahlung erhalten hatten, länger als bei Betroffenen mit einer systemischen oder einer kombinierten Behandlung. Zum Schluss berichtete der Experte von neuen Daten zur Wiederherstellung der Immunantwort. Wie zu erwarten entwickelten fast alle Patienten innerhalb der ersten 28 Tage nach der Infusion Zytopenien von mindestens Schweregrad 3. Überraschend war laut Prof. Corradini aber, dass nur 40 % der Erkrankten nach einem Jahr CD19-positive B-Zellen entwickelt hatten. Außerdem wiesen 50 % innerhalb von 18 Monaten nach der Infusion eine Konzentration an CD4-positiven T-Zellen von weniger als 200/µl auf. Er forderte, prophylaktische Maßnahmen ähnlich wie die nach einer allogenen Stammzelltransplantation zu etablieren, um opportunistische Infektionen zu vermeiden.Quellen:
1. Schuster SJ et al. N Engl J Med 2019; 380: 45-56; DOI: 10.1056/NEJMoa1804980
2. Nastoupil LJ et al. J Clin Oncol 2020; 38: 3119-3128; DOI: 10.1200/JCO.19.02104
3. Pinnix CC et al. Blood Adv. 2020; 4: 2871-2883; DOI: 10.1182/bloodadvances.2020001837
Corradini P. 3rd European CAR T-Cell Meeting (virtual); Session II
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