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Laryngopharyngealen Reflux von einer GERD unterscheiden

Zwar fließt beim laryngopharyngealen Reflux (LPR) wie bei einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) saurer Magensaft in die oberen Regionen zurück, wo er nicht hingehört. Allerdings passiert er auch den defekten oberen Ösophagussphinkter, sodass die Symptome eher Kehlkopf und obere Atemwege betreffen. Patienten berichten von einem „Kloß im Hals“ (Globusgefühl), Verschleimung, chronischem Husten, bitterem Geschmack, Halsschmerzen und Heiserkeit, schreiben Dr. Nick Hamilton vom Royal National Ear, Nose & Throat Hospital in London und seine Kollegen.
Die LPR-Beschwerden nehmen nachts oft zu, sodass der Betroffene durch das Husten erwacht und dabei das Gefühl haben kann, der Hals sei zugeschnürt. Zudem klagt jeder Dritte mit GERD gar nicht so selten über einen gleichzeitigen laryngo-pharyngealen Reflux – die eine Störung schließt die andere also nicht aus.
Bei der Anamnese hilft es, folgende Punkte abzuklären:
- Besteht das Kloßgefühl eher in der Halsmitte, direkt über dem Kehlkopf – bei gelegentlichem Wechsel der exakten Lokalisation? Persistierende laterale Beschwerden an einer fixierten Position sprechen eher für ein Malignom.
- Fühlt der Patient den Kloß beim Essen oder Trinken? Typisch für das LPR ist, dass das Globusgefühl beim Schlucken von Speichel auftritt. Schluckstörungen bei Mahlzeiten muss man weiter abklären: Wenn sie über mehr als drei Wochen bestehen und der Patient über 40 ist, sollte er von einem Spezialisten endoskopisch untersucht werden.
- Gibt es Risikofaktoren für einen bösartigen Tumor? Der Konsum von Alkohol und Tabak sollte ohnehin hellhörig werden lassen, aber auch im Kopf-Hals-Bereich nehmen Infektionen mit onkogenen humanen Papillomviren zu. Also auch bei Nichtrauchern und -trinkern einen bösartigen Tumor nicht von vornherein als unwahrscheinlich abhaken, auch wenn die Inzidenz insgesamt verhältnismäßig niedrig ist.
- Verschiedene Faktoren des Lebensstils begünstigen einen Reflux in den Larynx, darunter fette und frittierte Lebensmittel, Zitrusfrüchte, Schokolade, Koffein und andere – die Unverträglichkeiten variieren individuell. Auch Stress gehört dazu. Grundsätzlich sollte der Betroffene einigermaßen regelmäßig und langsam essen. Die letzte Mahlzeit sollte spätestens drei Stunden vor dem Schlafengehen erfolgen.
Die Zeit zur Überweisung zum Facharzt bei Verdacht auf ein Larynxkarzinom ist spätestens dann gekommen, wenn der Patient vier Wochen lang über anhaltende Heiserkeit, Schluckstörungen und/oder ein vor allem einseitiges Globusgefühl klagt.
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten bei laryngopharyngealem Reflux (LPR) | ||
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Substanz | Dosis | Kommentar |
Protonenpumpen-inhibitoren (PPI) | zweimal tägliche Gabe 30–60 min vor einer Mahlzeit über drei Monate (cave: weicht vom GERD-Behandlungsschema ab) | Effektivität hinsichtlich des Krankheitsmanagements bei LPR wird aufgrund der heterogenen Datenlage diskutiert, keine Überlegenheit eines bestimmten Blockers bekannt |
Natriumalginat | Monotherapie: eine Dosis dreimal pro Tag Kombi mit PPI: eine Dosis am Abend (im Abstand von etwa 2 h, um die Resorption nicht zu beeinträchtigen) |
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Histamin-2-Rezeptoren-Blocker | Therapie der zweiten Wahl |
Beschwerdenfördernde Nahrungsmittel vermeiden
Solange kein Verdacht auf ein Malignom besteht, können Sie eine empirische Therapie starten. Am Anfang steht die Anpassung des Lebensstils, d.h. Nahrungsmittel vermeiden, die bekanntermaßen zu Symptomen führen. Nehmen die Beschwerden darunter nicht ab, kommt ein medikamentöser Ansatz infrage (s. Tabelle). Grundsätzlich sollte man einen Nachsorgetermin ausmachen – die britischen Kollegen empfehlen einen Abstand von vier Wochen. Zu diesem Zeitpunkt fragen Sie erneut Beschwerden ab. Erwägen Sie zusammen mit dem Patienten eine Überweisung zum HNO-Kollegen, wenn ein (ausreichender) Erfolg ausbleibt. Haben sich die Symptome vollständig zurückgebildet, setzen Sie Protonenpumpeninhibitoren nach spätestens drei Monaten ab. Kehren die Beschwerden dann zurück, können Sie neben den möglichen Alternativen auch einen langfristigen PPI-Einsatz erwägen – nach Aufklärung des Patienten über die Risiken.Quelle: Hamilton NJI et al. BMJ 2020; 371: m4091; DOI: 10.1136/bmj.m4091
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