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Multiple Sklerose: 2-Jahres-Ergebnisse aus der Nationalen MS-Kohorte

Mehr als 20 Zentren haben bundesweit Patienten in frühen Krankheitsstadien in die Nationale MS-Kohorte eingebracht. Knapp die Hälfte litt unter einem klinisch isolierten Syndrom (CIS), die übrigen unter einer schubförmig-remittierenden MS (RRMS). Die Hoffnung bei dem Projekt: Biomarker zu finden, die eine Chronifizierung ankündigen. Kein Teilnehmer hatte vor Aufnahme in die Kohorte eine krankheitsmodifizierende Therapie (DMT) erhalten, eine Kortisongabe galt dagegen nicht als Ausschlusskriterium.
Reizthema Rauchen
- Die Teilnehmer waren bei Einschluss im Mittel 32 Jahre alt, ihre RRMS-Diagnose lag im Mittel gerade mal vier Monate zurück, bei denjenigen mit CIS noch kürzer. Entsprechend niedrig war die Extended Disability Status Scale mit 1,5 Punkten.
- Bei drei von vier Patienten hatte die Krankheit monosymptomatisch begonnen, meist mit sensiblen (50 %) oder visuellen Symptomen (33 %). Die Prognose ist bei monosymptomatischem Beginn besser, als wenn die MS gleich mit mehreren Symptomen startet, erläuterte der Kollege.
- Zwei von drei Patienten begannen im ersten Beobachtungsjahr eine DMT, jeder achte wechselte bereits in diesem Zeitraum das Medikament. „Das zeigt die Vielfalt der therapeutischen Optionen, aber auch unsere Unfähigkeit, anhand von Surrogatparametern das beste Medikament auszuwählen“, meinte Prof. Gold. „Es muss probiert werden.“
- Die Auswertung der spezifischen Scores ergab, dass die Symptomlast schon im frühen Stadium beträchtlich ist: 37 % zeigten eine Fatigue, „nicht die schwere Form, die wir von der sekundär progredienten MS kennen, sondern eine milde, entzündungsgetriebene Fatigue“. 17 % bescheinigte der Beck Depression Index II eine Depression.
- Auffällig: Mehr als jeder Fünfte schwächelte in mindestens zwei kognitiven Leistungstests. Das fällt im klinischen Alltag praktisch nicht auf, da die Patienten die Defizite wohl noch kaschieren können. Testet man jedoch formal, schneiden die Kranken schlechter ab als erwartet. Prädiktoren für eine eingeschränkte Kognition zu Beginn und ein frühes Nachlassen im Verlauf ließen sich nicht ausmachen.
- 68 % der Patienten blieben über die zwei Jahre im EDSS stabil, 19 % verbesserten sich sogar. Gut die Hälfte der CIS-Patienten entwickelte innerhalb eines Jahres eine RRMS, obwohl viele bereits behandelt wurden. Als prädiktiv für die Konversion erwies sich die Atrophie des oberen Zervikalmarks. Diese lässt sich im kranialen MRT bei 3-D-Auflösung und sagittaler Schichtführung quasi nebenbei feststellen. Es resultieren also keine Zusatzkosten. Die intrathekale IgG-Synthese kann man als Prädiktor dafür nutzen, dass der EDSS sich bald verschlechtern wird. Andere Immunglobuline dagegen besitzen keine Aussagekraft.
- Weitere Befunde aus der Kohorte: Bekannte genetische Marker und die Assoziation mit dem Epstein-Barr-Virus (100 % der Patienten sind EBV-positiv) bestätigten sich. Die Vitamin-D-Spiegel waren mit durchschnittlich 22,30 ng/ml (normal: 30 bis 90 ng/ml) erniedrigt. „Die Henne-Ei-Frage stellt sich hier natürlich, denn es gibt Immunprozesse, die Vitamin D beanspruchen“, erklärte Prof. Gold. Es lohne sich aber sicher, die Patienten mit nichtschädlichen Vitamin-D-Dosen von 20 000 bis 40 000 IE pro Woche zu supplementieren.
Quelle: NEUROWOCHE 2018
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