Neue Therapieansätze gegen die primär sklerosierende Cholangitis

Kathrin Strobel

Da bei PSC-Patienten das Risiko, ein cholangiozelluläres Karzinom zu entwickeln, hoch ist, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen notwendig. Da bei PSC-Patienten das Risiko, ein cholangiozelluläres Karzinom zu entwickeln, hoch ist, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen notwendig. © iStock/Henadzi Pechan

Die primär sklerosierende Cholangitis ist eine komplexe und schwere Erkrankung, die regelmäßige Kontrollen erfordert. Eine zugelassene Therapieoption gibt es bislang nicht, doch neue Ansätze wecken eine leise Hoffnung.

Bei der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) kommt es zu perlschnurartigen fibrotischen Veränderungen des Gallengangs. Die Ätiologie ist bislang ungeklärt. 70–80 % der Betroffenen leiden zusätzlich an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED). Welchen Einfluss die PSC auf die Prognose dieser Patienten hat, war bislang nicht untersucht worden. Das hat man jetzt in einer Studie des nationalen Gesundheitsregisters Großbritanniens mit knapp 285 000 CED-Patienten nachgeholt.

Vorsorge mit Blutuntersuchung und Histologie

Von Einschluss in die Analyse zwischen 2006 und 2016 bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit im April 2019 entwickelten fast 2600 von ihnen eine PSC. Diese hatten ein um den Faktor 3,2 erhöhtes Sterberisiko. Doch vor allem das Karzinomrisiko war in dieser Gruppe im Vergleich zur reinen CED-Gruppe deutlich erhöht, erklärte Professor Dr. Christian Trautwein von der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen. Zu kolorektalen Karzinomen kam es bei den PSC-CED-Patienten 2,4-mal häufiger. Die Hazard Ratios für das cholangiozelluläre und das hepatozelluläre Karzinom betrugen 28,5 und 21,0, die für Pankreas- und Gallenblasenkrebs lagen bei 5,3 und 9,2.

Semi-synthetische Gallensäure senkt AP-Serumspiegel

Da bei PSC-Patienten vor allem das Risiko, ein cholangiozelluläres Karzinom zu entwickeln, hoch ist, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen notwendig. Dabei bestimmt man z.B. den Tumormarker CA 19-9 im Serum und führt histologische Untersuchungen durch. Zusätzlich können mittels Next Generation Sequencing Mutationen nachgewiesen werden, die auf ein Karzinom hindeuten.

Einmal MRT, bitte?

Auch bildgebende Verfahren haben eventuell einen Nutzen – doch dieser wurde bislang nicht ausreichend durch entsprechende Daten nachgewiesen. In einer Studie mit 266 PSC-Patienten, die sowohl im MRT als auch sonographisch untersucht worden waren, war die MRT dem Ultraschall im Hinblick auf die Diagnose des Cholangiokarzinoms überlegen.

Da die primär sklerosierende Cholangitis eine komplexe und schwere Erkrankung ist, sollten Betroffene in spezialisierten Zentren betreut werden, betonte der Referent. Eine zugelassene medikamentöse Option für die Behandlung steht bislang zwar nicht zur Verfügung, allerdings gibt es Ansätze, die derzeit in Studien überprüft werden. Einer davon ist die Therapie mit Obeticholsäure (semi-synthetische Gallensäure), die auch bei der primär biliären Cholangitis eingesetzt wird. Im Vergleich zu Placebo führte eine hohe Dosis von 5–10 mg über einen Zeitraum von 24 Wochen zu verringerten Serumspiegeln der alkalischen Phosphatase (AP). Es braucht weitere Studien, um die langfristigen Effekte der Behandlung, vor allem in Bezug auf das Überleben, zu erfassen. Als häufigste Nebenwirkung kam es zu Juckreiz. Auch ohne medikamentöse Behandlung ist Juckreiz ein relevantes Problem für Patienten mit cholestatischen Erkrankungen. Eine wirksame Therapie wäre daher wünschenswert. In einer Studie mit 70 Patienten, die an mäßigem bis schwerem Pruritus litten (darunter 44 mit PSC), führte die Gabe von 400 mg Bezafibrat über 21 Tage bei 45 % der Behandelten zu einer mindestens 50%igen Reduktion der Beschwerden. In der Placebogruppe erreichte man dies nur bei 11 % der Betroffenen. Auch die Serum-AP verringerte sich unter Bezafibrat deutlich – um 35 % im Vergleich zu Placebo. Fibrate könnten daher „eine neue sinnvolle Therapieoption bei PSC“ sein, schloss der Experte.

Quelle: 29. Gastroenterologie-Update-Seminar (Online-Veranstaltung)

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Da bei PSC-Patienten das Risiko, ein cholangiozelluläres Karzinom zu entwickeln, hoch ist, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen notwendig. Da bei PSC-Patienten das Risiko, ein cholangiozelluläres Karzinom zu entwickeln, hoch ist, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen notwendig. © iStock/Henadzi Pechan