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Pulmonale Hypertonie durch Interferon

Dass zwischen einer Therapie mit Interferon-beta und der Entwicklung einer pulmonalarteriellen Hypertonie (PAH) ein Zusammenhang besteht, wurde bereits des Öfteren beschrieben. Kürzlich berichteten Kollegen aus Athen über einen weiteren Fall.
Eine 32 Jahre alte Frau, die wegen ihrer MS seit sechs Jahren mit Interferon-beta behandelt wurde, stellte sich in der Klinik für Lungenhochdruck der Attikon-Universitätsklinik in Athen vor. Seit vier Monaten leide sie unter Belastungsdyspnoe, Fatigue, Schwindelgefühl und Präsynkopen, klagte die Patientin. Sie vermutete, dass die Symptome mit ihrer MS zusammenhingen. Bekannte Risikofaktoren für eine PAH wies die Frau nicht auf, wie Dr. Anastasia Anthi und Kollegen der Attikon-Klinik berichten.
Präsynkope in der vierten Minute des Gehtests
Den 6-Minuten-Gehtest konnte die Patientin nicht bewältigen, weil sie in der vierten Minute eine Präsynkope erlitt. Die transthorakale Echokardiographie zeigte einen dilatierten rechten Ventrikel, eine systolische Dysfunktion, eine Trikuspidalklappen-Insuffizienz und eine linksventrikuläre Auswurffraktion von 60 %. Die funktionelle NYHA-Klasse wurde mit III festgelegt.
Die hochauflösende CT und Angiographie der Lunge bestätigten die Dilatation des rechten Ventrikels und zeigten ein vergrößertes Lungenarterienlumen (3,8 cm). Die durchgeführten Lungenfunktionstests waren bis auf eine leicht reduzierte Diffusionskapazität normal, ebenso die Blutanalysen. Mittels Rechtsherzkatheter-Untersuchung ließ sich ein schwerer präkapillärer Lungenhochdruck nachweisen.
Orientiert an den in der Literatur beschriebenen Fällen beendeten die Ärzte die MS-Therapie mit Interferon-beta und starteten die Behandlung mit Glatirameracetat. Nach einer schweren Optikusneuritis zwei Jahre später wurde die Patientin auf Natalizumab umgestellt.
Aufgrund der PAH leitete man eine Kombinationstherapie mit Ambrisentan und Tadalafil ein. Unter ständiger Kontrolle zeigte sich nach und nach eine Verbesserung von Symptomen und funktionellem Status (NYHA-II). Nach einem Jahr ereichte sie im 6-Minuten-Gehtest 513 m. Ein weiteres Jahr später hielt der stabilisierte und verbesserte Zustand an, eine komplette Erholung stellte sich aber nicht ein. Möglicherweise war die PAH zu lange nicht diagnostiziert worden und daher zu schwer ausgeprägt, vermuten Dr. Anthi und Kollegen.
Sie empfehlen daher, MS-Patienten unter einer Interferon-beta-Therapie einmal jährlich einem transthorakalen Echokardiogramm zu unterziehen und auf Symptome einer PAH zu achten. Nur so könne man eine frühe Diagnose und Therapie gewährleisten. Wichtig sei es, PAH-bedingte Symptome wie Dyspnoe, Fatigue oder Schwindel nicht fälschlicherweise als MS-Symptome zu interpretieren.
Quelle: Anthi A et al. ERJ Open Res 2020; DOI: 10.1183723120541.00328-2019
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