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Wann Sie bei PAVK welche Plättchenhemmer einsetzen sollten

Nach den aktuellen Leitlinien scheint alles so einfach: Symptomatische Patienten mit stabiler arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) bekommen eine Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer (ASS 100 mg/d oder Clopidogrel 75 mg/d). Bei Vorhofflimmern gibt’s orale Antikoagulanzien ohne Plättchenhemmer. Stellt man den Empfehlungen aktuelle Studienergebnisse entgegen, wird es etwas kniffliger.
Strategie bei stabiler PAVK
Zunächst zeigte sich die Gabe von Clopidogrel 75 mg gegenüber ASS 100 mg überlegen, wenn der kombinierte Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall betrachtet wurde. Zudem fand sich für Ticagrelor im Vergleich zu Clopidogrel kein Vorteil, schreibt Professor Dr. Christine Espinola-Klein, Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin Mainz.
In puncto dual vs. mono ermittelten Forscher in einer weiteren Untersuchung, dass zweimal täglich 2,5 mg Rivaroxaban zusätzlich zu 100 mg ASS bei symptomatischer PAVK sowohl schwere kardiovaskuläre Ereignisse signifikant reduzierte als auch die peripheren wie ischämiebedingte Major-Amputationen und akute schwere Ischämien. Zudem ging unter der Kombi-Therapie die Gesamtmortalität zurück. Nachteil: Es kam zu mehr schweren gastrointestinalen Blutungen.
Therapie asymptomatischer PAVK
Entsprechend aktueller Studien sollten Kollegen bei Patienten mit asymptomatischer PAVK ein anderes Vorgehen wählen. In zwei Untersuchungen kam man zu dem Schluss, dass ASS keinen Vorteil gegenüber Placebo bringt. Bei beschwerdefreien Patienten ohne weitere Atherosklerose-Manifestation also lieber auf Thrombozytenhemmer verzichten.
Antithrombotische Therapie bei PAVK | |
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stabile symptomatische PAVK |
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asymptomatische PAVK (ohne weitere Atherosklerose) | kein Thrombozytenaggregationshemmer |
PAVK mit Indikation zur oralen Antikoagulation | Monotherapie mit oralem Antikoagulans |
nach peripherer Intervention |
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periphere Bypass-Anlage |
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Vorgehen nach peripherer Revaskularisierung
Zur antithrombotischen Therapie nach peripherer Gefäßintervention gibt es nur wenige Daten. Meist erhalten PAVK-Patienten vorübergehend eine duale Plättchenhemmung analog zum Vorgehen nach Koronarinterventionen. Die Kombi ASS plus Clopidogrel bot in einer Untersuchung gegenüber Mono-ASS einen Vorteil: Die Patienten brauchten während der sechsmonatigen Therapiephase weniger Reinterventionen am behandelten Gefäßabschnitt. Allerdings war der Benefit nach einem Jahr verschwunden. In einer anderen Studie verglichen Wissenschaftler die duale Behandlung mit Edoxaban und ASS gegen Clopidrogrel plus ASS, jeweils nach einer perkutanen transluminalen Angioplastie nach femoropoplitealer Gefäßobstruktion. Ergebnis: vergleichbare Blutungsrate und ein nicht signifikanter Trend zu weniger Restenosen unter Edoxaban.Behandlung nach peripherem Bypass
Die Leitlinie sagt: Monotherapie mit Thrombozytenhemmer, in Einzelfällen orale Antikoagulation oder duale Plättchenhemmung. Eine niederländische Studie untermauerte den Benefit für die orale Antikoagulation bei peripherem Venenbypass. Nach Applikation eines Kunststoffbypasses bietet möglicherweise die duale Plättchenhemmung mit Clopidogrel Vorteile gegenüber ASS 100 mg allein. Neben der antithrombotischen Therapie sollten weitere sekundärpräventive Maßnahmen nicht vernachlässigt werden. Dazu zählen konsequente Einstellung kardiovaskulärer Risikofaktoren, Statinbehandlung sowie Rauchstopp. Wichtig ist für Patienten mit stabiler PAVK zudem ein regelmäßiges Gehtraining.Quelle: Espinola-Klein C. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1060-1064
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