Wann Sie bei PAVK welche Plättchenhemmer einsetzen sollten

Dr. Dorothea Ranft

Eine antithrombotische Therapie kann PAVK-Patienten das Leben retten. Eine antithrombotische Therapie kann PAVK-Patienten das Leben retten. © iStock/man_at_mouse

Monotherapie, duale Hemmung oder in Kombination mit Antikoagulanzien? Fakt ist: Eine antithrombotische Therapie kann PAVK-Patienten das Leben retten. Neue Studien­daten helfen bei der Wahl.

Nach den aktuellen Leitlinien scheint alles so einfach: Symptomatische Patienten mit stabiler arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) bekommen eine Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer (ASS 100 mg/d oder Clopidogrel 75 mg/d). Bei Vorhofflimmern gibt’s orale Antikoagulanzien ohne Plättchenhemmer. Stellt man den Empfehlungen aktuelle Studienergebnisse entgegen, wird es etwas kniffliger.

Strategie bei stabiler PAVK

Zunächst zeigte sich die Gabe von Clopidogrel 75 mg gegenüber ASS 100 mg überlegen, wenn der kombinierte Endpunkt aus kardio­vaskulärem Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall betrachtet wurde. Zudem fand sich für Ticagrelor im Vergleich zu Clopidogrel kein Vorteil, schreibt Professor Dr. Christine­ Espinola-Klein, Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin Mainz.

In puncto dual vs. mono ermittelten Forscher in einer weiteren Untersuchung, dass zweimal täglich 2,5 mg Rivaroxaban zusätzlich zu 100 mg ASS bei symptomatischer PAVK sowohl schwere kardiovaskuläre Ereignisse signifikant reduzierte als auch die peripheren wie ischämiebedingte Major-Amputationen und akute schwere Ischämien. Zudem ging unter der Kombi-Therapie die Gesamtmortalität zurück. Nachteil: Es kam zu mehr schweren gastrointestinalen Blutungen.

Therapie asymptomatischer PAVK

Entsprechend aktueller Studien sollten Kollegen bei Patienten mit asymptomatischer PAVK ein anderes Vorgehen wählen. In zwei Untersuchungen kam man zu dem Schluss, dass ASS keinen Vorteil gegenüber Placebo bringt. Bei beschwerdefreien Patienten ohne weitere Atherosklerose-Manifestation also lieber auf Thrombozytenhemmer verzichten.

Modifiziert nach den aktuellen deutschen und europäischen Leitlinien
Antithrombotische Therapie bei PAVK
stabile symptomatische PAVK
  • 1x täglich Clopidogrel 75 mg oder ASS 100 mg
  • 1x täglich ASS 100 mg + 2x täglich Rivaroxaban 2,5 mg (zugelassen seit 28.08.2018)
asymptomatische PAVK (ohne weitere Atherosklerose)kein Thrombozytenaggregationshemmer
PAVK mit Indikation zur oralen AntikoagulationMonotherapie mit oralem Antikoagulans
nach peripherer Intervention
  • evtl. vorübergehend ASS 100 mg + Clopidogrel 75 mg
  • 1x täglich Clopidogrel 75 mg
  • 1x täglich ASS 100 mg
periphere Bypass-Anlage
  • 1x täglich Clopidogrel 75 mg
  • 1x täglich ASS 100 mg
  • im Einzelfall nach Venenbypass orale Antikaogulation
  • im Einzelfall nach Kunststoffbypass ASS 100 mg + Clopidogrel 75 mg

Vorgehen nach peripherer Revaskularisierung

Zur antithrombotischen Therapie nach peripherer Gefäßintervention gibt es nur wenige Daten. Meist erhalten PAVK-Patienten vorübergehend eine duale Plättchenhemmung analog zum Vorgehen nach Koronarinterventionen. Die Kombi ASS plus Clopidogrel bot in einer Untersuchung gegenüber Mono-ASS einen Vorteil: Die Patienten brauchten während der sechsmonatigen Therapiephase weniger Reinterventionen am behandelten Gefäßabschnitt. Allerdings war der Benefit nach einem Jahr verschwunden. In einer anderen Studie verglichen Wissenschaftler die duale Behandlung mit Edoxaban und ASS gegen Clopidrogrel plus ASS, jeweils nach einer perkutanen transluminalen Angioplastie nach femoropoplitealer Gefäßobstruktion. Ergebnis: vergleichbare Blutungsrate und ein nicht signifikanter Trend zu weniger Restenosen unter Edoxaban.

Behandlung nach peripherem Bypass

Die Leitlinie sagt: Monotherapie mit Thrombozytenhemmer, in Einzelfällen orale Antikoagulation oder duale Plättchenhemmung. Eine niederländische Studie untermauerte den Benefit für die orale Antikoagulation bei peripherem Venen­bypass. Nach Applikation eines Kunststoffbypasses bietet möglicherweise die duale Plättchenhemmung mit Clopidogrel Vorteile gegenüber ASS 100 mg allein. Neben der antithrombotischen Therapie sollten weitere sekundärpräventive Maßnahmen nicht vernachlässigt werden. Dazu zählen konsequente Einstellung kardiovaskulärer Risikofaktoren, Statinbehandlung sowie Rauchstopp. Wichtig ist für Patienten mit stabiler PAVK zudem ein regelmäßiges Gehtraining.

Quelle: Espinola-Klein C. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1060-1064

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine antithrombotische Therapie kann PAVK-Patienten das Leben retten. Eine antithrombotische Therapie kann PAVK-Patienten das Leben retten. © iStock/man_at_mouse