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Welche Komplikationen drohen Mutter und Kind?

Im Vergleich zu Frauen mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) haben Patientinnen mit einem systemischen Lupus erythematodes (SLE) einen kleinen Vorteil, was die Familienplanung betrifft, erläuterte die in Mainz niedergelassene Rheumatologin Dr. Wiebke Kaluza- Schilling. Denn die krankheits- und therapiebedingte Subfertilität ist bei SLE-Patientinnen weniger stark ausgeprägt. Während RA-Patientinnen durchschnittlich sieben Monate auf eine Empfängnis warten müssen, sind Lupuspatientinnen mit Kinderwunsch meist schon nach drei Monaten schwanger.
Dann erwarten Mutter und Kind allerdings eine Reihe von Komplikationen, berichtete die Referentin. Bei der Graviden sind einer aktuellen Untersuchung zufolge die Risiken für Präeklampsie, Totgeburt und Kaiserschnitt erhöht (RR 3,3, 16,5 und 1,4). Drohende Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht und ein APGAR < 7 machen dem Nachwuchs das Leben schwer (RR 2,3, 4,8 und 2,5).
Mitbestimmt werden die Komplikationen durch die Risikofaktoren. Dabei schlagen allgemeine wie mütterliches Alter, Hypertonie, Rauchen, Alkoholabusus, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen oder fehlender Impfschutz auch bei Lupuspatientinnen zu Buche. Zusätzlich gibt es jedoch noch spezifische, krankheitsbedingte Aspekte.
Positive a-SSA/a-SSB-Titer warnen vor AV-Block
Hat die werdende Mutter in den sechs bis zwölf Monaten vor der Empfängnis einen Schub durchgemacht, drohen in der Schwangerschaft erneute Schübe, hypertensive Komplikationen sowie eine erhöhte fetale Mortalität (Odds Ratio, OR, 5,7) und Morbidität (OR 6,5). Eine akute Lupusnephritis zum Zeitpunkt der Empfängnis erhöht das relative Risiko für einen Schub auf 9,0, die OR für die fetale Mortalität klettert auf 7,3. Allein schon durch serologische Aktivität steigt die Schubgefahr (OR 5,3). Bei positiven Titern von a-SSA/a-SSB beträgt das Risiko eines AV-Blocks für den Fetus 0,7–2 %. Liegen derartige Faktoren bei einer schwangeren Lupuspatientin vor, muss diese noch engmaschiger überwacht werden, forderte Dr. Kaluza-Schilling. Bei einem zu befürchtenden fetalen AV-Block ist z. B. in der 16. bis 26. SSW eine fetale Echokardiographie angezeigt.
Das bei Lupuspatientinnen dreifach erhöhte Präeklampsierisiko lässt sich durch die Gabe von ASS oder Hydroxychloroquin (HCQ) mindern. So reduziert die tägliche Einnahme von 100 mg ASS beginnend vor der 16. und bis zur 36. SSW die Gefahr um 60 %, betonte Dr. Kaluza-Schilling. Die regelmäßige Einnahme von HCQ verringerte die Gefahr in einer prospektiven Beobachtungsstudie an 316 schwangeren SLE-Patientinnen ebenfalls signifikant (RR 0,21). Werdende Mütter mit einem SLE sollten einmal pro Trimenon einen Kontrolltermin beim Rheumatologen wahrnehmen.
Gute Führung erfordert auch das sekundäre Antiphospholipidsyndrom, das jede fünfte Lupuspatientin trifft. Der Mutter kann diese Erkrankung nicht nur venöse und arterielle Thrombosen bescheren. Es droht außerdem der ungeklärte Tod eines sonst normal entwickelten Feten ab der 10. SSW. Weitere Risiken sind Aborte vor der 10. SSW ohne andere bekannte Ursache sowie Frühgeburten vor der 34. SSW aufgrund von Eklampsie oder Plazentainsuffizienz.
Frauen mit einem Hochrisiko-aPL-Profil (siehe Kasten) benötigen neben engmaschiger Führung unbedingt eine Low-dose-ASS-Prophylaxe und die Betreuung gravider SLE-Patientinnen mit APS sollte in einem entsprechenden Zentrum erfolgen, empfahl die Rheumatologin.
Definition Hochrisiko-aPL-Profil
- Lupusantikoagulans (LA) oder
- aPL-Doppelpositivität (jede Kombination von LA, Anticardiolipinantikörper (ACL) oder Anti-Beta-2-Glykoprotein- 1-Antikörper (Beta-2-GP-1-Ak) oder
- aPL-Dreifachpositivität (LA, ACL und Beta-2-GP-1-Ak),
- dauerhaft hohe Antiphospholipidtiter (aPL-Titer).
Obacht schon beim Kinderwunsch
Schon vor einer geplanten Schwangerschaft gilt es, die Betroffenen im Hinblick auf Risikofaktoren und Komplikationen gut zu beraten. Liegt eine hohe Krankheitsaktivität vor, sollte diese erst einmal eingedämmt werden. Ist die Krankheitsaktivität niedrig, darf der behandelnde Arzt das Startzeichen für das Projekt Schwangerschaft geben.Kongressbericht: 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (Online-Veranstaltung)
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