Virtuelle Diabetesversorgung – mit digitalen Tools ärztliche Ressourcen effizienter nutzen
Wann immer sich Experten mit neuen Konzepten und Strategien zur virtuellen Diabetesversorgung beschäftigen, lautet ihr Fazit einmütig: Es geht nicht darum, Diabetologinnen und Diabetologen mit ihren Praxisteams abzuschaffen, sondern deren begrenzte Ressourcen effizienter zu nutzen. Einer von ihnen ist Professor Dr. Thomas Danne, Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult, Hannover, der gemeinsam mit anderen Experten ein internationales Konsensuspapier für die virtuelle Diabetesklinik (VDC) erarbeitet hat.1 „Wir brauchen eine Grundlage für die Diskussion, wie wir das Thema digitale Diabetesversorgung voranbringen und die Möglichkeiten der Telemedizin nutzen können. Das Konsensuspapier kann hierfür Eckpunkte festlegen“, sagte er. Dessen wesentliche Aussagen sind:
- Die virtuelle Klinik ist für alle Diabetestypen da.
- Sie muss dem Selbstmanagement von Menschen mit Diabetes dienen.
- Die VDC kann die Notwendigkeit persönlicher Treffen reduzieren und dafür die Interaktionen zwischen den Behandlungsterminen intensivieren.
- Patienten sollten selbst darüber entscheiden, mit wem sie ihre Daten teilen möchten – hierfür ist ein weltweiter Konsens zur Dateneigentümerschaft nötig.
- Die Übermittlung der Daten aus den unterschiedlichen Quellen zur Integration und Interpretation sollte möglichst einfach und passiv ohne eigenes Zutun der Patienten erfolgen.
Die virtuelle Diabetesklinik berge die Chance, das gesamte Ökosystem zu erweitern und die Behandlungszufriedenheit zu steigern. Gleichzeitig könne sie die Kapazitäten der Gesundheitssysteme erheblich bereichern und damit die Bedürfnisse einer wachsenden Zahl von Menschen mit Diabetes auch in Zeiten von Ärzte- und Fachkräftemangel erfüllen. „Darüber hinaus ermöglicht die Datenbasis der VDC eine Risikostratifizierung bei bestimmten Krankheitsbildern“, erklärte Prof. Danne. Als erste Schritte hin zur VDC nannte er die Etablierung universeller Protokolle und Mechanismen zur Übertragung von Glukose- und Insulindaten über eine cloudbasierte Software. „Das ist wichtig, damit man sich nicht immer wieder in neue Programme einfuchsen muss.“ Die VDC müsse auch mit der elektronischen Gesundheitsakte kompatibel sein.
3. D.U.T.-Report: Trendbarometer und Zukunftswerkstatt
Quelle: DiaTec 2021
1. Phillip M et al. Diabetes Technology & Thera- peutics 2021; DOI: 10.1089/dia.2020.0375