Augenuntersuchung und Bluttest können eine Alzheimererkrankung vorhersagen

Autor: Elisa Sophia Breuer

Ein einfacher Bluttest kann schon für mehr Klarheit sorgen. Ein einfacher Bluttest kann schon für mehr Klarheit sorgen. © iStock.com/Jovanmandic

Statt der Liquorpunktion könnten für Screening und Diagnostik der Alzheimerkrankheit bald zwei nicht-invasive Biomarker zur Verfügung stehen. „Dann gehen wir zur Demenzvorsorge“, freut sich ein Kollege.

Bereits vor einigen Jahren ergab eine Post-mortem-Untersuchung, dass an Demenz Erkrankte Amyloid-Aggregate in ihrer Retina aufweisen und dass man diese Ablagerungen – zumindest im Mausmodell – mit dem Fluorochrom Curcumin schon zu Lebzeiten sichtbar machen kann.

Wie die Autoren dieser Studie ebenfalls herausfanden, bilden sich die retinalen Plaques im Vergleich zu denen im Gehirn früher. Sie akkumulieren im Verlauf und können durch eine antikörperbasierte Immuntherapie entfernt werden. Laut einer weiteren Arbeit derselben Wissenschaftler an verstorbenen Alzheimerkranken spiegeln die retinalen Amyloidablagerungen die Gehirnpathologie wider, insbesondere die des primären visuellen Cortex.

Laser-Ophthalmoskopie eignet sich für ein Screening

Auch bei Lebenden scheint die Curcumin-Methode zu funktionieren. Patienten mit milder bis moderater Alzheimerdemenz und gesunde Kontrollen erhielten einmal täglich für mehrere Tage 1 g Curcumin oral. Anschließend unterzogen sich zehn der Kranken und sechs der Gesunden einer Laser-Scanning-Ophthalmoskopie.

Im Vergleich zu den Kontrollen wiesen die Patienten einen etwa doppelt so hohen retinalen Amyloid-Index auf. Dieser Wert wurde vollautomatisch generiert und korrelierte linear mit der Zahl fluoreszierender Spots, jedoch nicht mit dem Alter oder dem Score des Mini-Mental-Status-Tests. „Eine faszinierende nicht-invasive Möglichkeit, die sich wiederholt anwenden lässt – auch für ein Screening“, lautete das Resümee von Professor Dr. Jörg B. Schulz von der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Aachen.

Biomarker steigt schon bei leichter kognitiver Störung

Das Neurofilament Light (NfL) hält der Kollege für einen vielversprechenden Blutbiomarker. Starkkalibrige, myeliniserte Axone exprimieren das Protein, das für axonale Struktur, Transport, Wachstum und Regulation bedeutsam ist. Kommt es zu einer Verletzung des Axons, tritt es in die interstitielle Flüssigkeit, den Liquor und ins Blut aus. Deshalb korreliert der NfL-Wert im Blut auch gut mit dem im Liquor. Mittels hochsensitiver Immunassays lässt sich der Marker mittlerweile gut detektieren.

Alzheimerkranke, aber auch Patienten mit stabiler und progressiver milder kognitiver Beeinträchtigung weisen im Vergleich zu Kontrollen eine erhöhte NfL-Konzentration im Liquor auf. Hohe Werte korrelieren dabei mit einer schnelleren Erkrankungsprogression und einer höheren Atrophierate.

Der Nutzen des Markers ließ sich auch im Serum von Patienten mit autosomal-dominanter Alzheimerkrankheit nachweisen: Während Patienten ohne die genetische Disposition geringe Konzentrationen aufwiesen, waren sie bei präsymptomatischen und noch mal stärker bei symptomatischen Mutationsträgern erhöht. Die Spiegel gaben Auskunft über die Prognose und erlaubten vorherzusagen, wann ein präsymptomatisches bzw. ein Prodromalstadium in die Demenz übergeht. So stieg der NfL-Spiegel etwa fünf Jahre vor klinischer Manifestation der Demenz immens.

„Hiermit hätten wir einen Marker, der die klinischen Symptome und den Schweregrad anzeigt“, fasste Prof. Schulz zusammen. Er merkte jedoch an, dass der Biomarker z.B. auch beim idiopathischen Parkinsonsyndrom erhöht sein könne. Er vermutet, dass sowohl der retinaleAmyloid-Index als auch NfL als Biomarker innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre einsetzbar sein werden.„Dann geht man zur Demenzvorsorge.“