Dezentrale Zusammenarbeit Gesundheitssektor deutlich digitaler organisiert
Zu den Auswirkungen der Digitalisierung hat das Branchennetzwerk Healthcare Frauen (HCF) im Juni 2021 zusammen mit dem IFAK Institut für Markt- und Sozialforschung 125 Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene aus dem Gesundheitssektor befragt. Diese bringen im Schnitt 14 Jahre Führungserfahrung mit; 40 % arbeiten in Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten.
Viele vermissen den informellen Austausch
Beim Vergleich mit den Ergebnissen von 2019 fällt auf: Während vor zwei Jahren nur 25 % der Mitarbeitenden regelmäßig von zu Hause aus agierten, sind es nun – durch die Pandemiebedingungen vorangetrieben – 73 %. Dem Output scheint das aber keinen Abbruch zu tun: Drei Viertel der Führungskräfte sind der Ansicht, dass Ziele weiterhin erreicht werden.
Auch die Effizienz, Zuverlässigkeit und Stimmung im Team leide nicht unter der dezentralen Zusammenarbeit. 43 % beklagen allerdings, dass der informelle Austausch fehlt und dies die Zusammenarbeit erschwert. Jeder Dritte empfindet Abstimmungsprozesse als schwieriger. Der Anteil fester Arbeitsplätze in der Betriebsstätte ist mit 77 % nahezu unverändert geblieben, der Anteil flexibler Beschäftigung nur leicht von 14 auf 17 % gestiegen. „Dies zeigt, dass man schnell und pragmatisch auf die Pandemie reagiert hat, die unternehmensorganisatorischen Anpassungen aber noch nicht zu Ende gedacht beziehungsweise vollzogen hat, um Mehrwerte und Einsparungen zu heben“, stellen die Managerinnen von HCF fest.
Während 2019 nur rund ein Drittel der Befragten Videokonferenzen zum Führen virtueller Teams nutzte, sind es 2021 zwei Drittel. Für interne Meetings sowie Gespräche mit Kunden und Dienstleistern tätigen 80 % Videoanrufe. „Doch was auf der ökonomischen Seite für Zeitersparnis und schnellere Einigungen bei Entscheidungen sorgt, schneidet auf der emotionalen Seite deutlich schlechter ab als reale Zusammentreffen“, bemerken die Healthcare Frauen. „Die virtuellen Meetings werden als anstrengender, distanzierter, ermüdender und demotivierend wahrgenommen.“ Ein Drittel der Befragten klagt über Meeting-Marathons.
Zwar ist die Zahl der Führungskräfte, die leicht geeignete Fachkräfte finden, von 41 % im Jahr 2019 auf nun 47 % gestiegen. Doch nur ein Fünftel ist der Ansicht, dass das digitale Eingliedern neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genauso gut funktioniert wie physisch vor Ort. Jede vierte Führungskraft stellt fest, dass Mitarbeitende, die im mobilen Büro arbeiten, sich weniger stark mit ihrem Team identifizieren als Kolleginnen und Kollegen vor Ort.
Zur Arbeitskultur gehört auch Komplexitätsbeherrschung
Nach wie vor zählen Kunden- und Ergebnisorientierung, Kommunikationsfähigkeit und Fachwissen zu den wichtigsten Kompetenzen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen müssen, bestätigen die Führungskräfte. Auf Platz 5 rangiert Team- und Kooperationsfähigkeit. Defizite in ihren Teams sehen Vorgesetzte dagegen noch bei den Anforderungen einer neuen Arbeitskultur wie Agilität, Datenverständnis oder Komplexitätsbeherrschung. HCF und IFAK ermitteln im Rahmen der DIG-IN-Studie auch Indizes, darunter einen zum Digitalisierungsgrad. Dieser ist von 49 % im Jahr 2019 auf nun 58 % gestiegen. Über die Hälfte der Befragten charakterisiert das eigene Unternehmen als progressiv. Der „digitale Führungsqualitäts-Index“ stieg rasant von 39 % auf jetzt 53 %.Quelle: Pressemitteilung von HCF