Homeoffice für MFA – eine einfache und wirtschaftliche Alternative
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Seit Ende Januar sind Unternehmen verpflichtet, ihren Mitarbeitern das Arbeiten im Homeoffice anzubieten, falls es irgendwie möglich ist. Ärztliche Arbeitgeber sind diesbezüglich allerdings eher skeptisch (s. Kasten). Der Praxisalltag lebt von der Interaktion mit Patienten, folglich scheint es nicht realistisch, MFA an den heimischen Schreibtisch zu schicken. Diese Annahme ist jedoch voreilig, betont Anita Marini, stellvertretende Leiterin des Referats Medizinische Fachangestellte im Verband medizinischer Fachberufe (VmF).
Perspektive der Praxisinhaber
Ärztliche Arbeitgeber können dem Homeoffice offenbar noch nicht allzu viel abgewinnen. Die Umstellung sei zwar prinzipiell denkbar, für die meisten Praxen „aber sehr schwer bis gar nicht umsetzbar“, meint etwa Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer Sachsen und Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/MFA“. Er gibt zu bedenken, dass das Personal oft zu knapp sei, um Mitarbeiter vor Ort entbehren zu können. Zudem würden für die erforderliche technische Ausstattung durchaus Investitionskosten anfallen. Auszubildende sollten seiner Meinung nach grundsätzlich nicht zu Hause arbeiten. Auch Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, hält Homeoffice nur begrenzt für sinnvoll: „Wo immer es die Arbeitsprozesse, die Technik und der Datenschutz erlauben, ermöglichen wir es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Tätigkeiten ins Homeoffice zu verlagern. Die Kerntätigkeit der MFA bleibt jedoch die direkte Interaktion mit den Patientinnen und Patienten. Und diese können und sollen nun einmal auf gar keinen Fall nach Hause geschickt werden.“
„Es kann für Ärzte sogar äußerst vorteilhaft sein, das Arbeiten von zu Hause zu erlauben“, argumentiert Marini. Beispielsweise gebe es in Praxen oft zu wenige Computer, sodass für MFA gelegentlich Wartezeiten entstünden. Daran könne kein Arbeitgeber interessiert sein. „Personal ist teuer. Und wenn es so effizient wie möglich arbeiten soll, macht Homeoffice Sinn“, bekräftigt sie.
Marini selbst hat als MFA über vier Jahre lang teilweise im Homeoffice gearbeitet. „Vor allem Tätigkeiten, die Konzentration erfordern, können dort erheblich schneller abgearbeitet werden“, erzählt sie. „Und dadurch werden mehr Kapazitäten für weitere Aufgaben frei.“ In der Praxis herrsche dagegen nie wirklich Ruhe, nicht mal in eigens eingerichteten Arbeitsräumen.
Die Aufgaben, die zu Hause erledigt werden können, sind vielfältig: Marini bereitete dort unter anderem die Abrechnung vor, erstellte Statistiken und bearbeitete Rezeptbestellungen sowie Verordnungen. Auch Teile der Personalplanung konnte sie auslagern, etwa das Erstellen von Dienstplänen. „Man kann auch das Telefon aus der Praxis umleiten, das entlastet die Kollegen an der Anmeldung enorm“, gibt sie zu bedenken. Diese seien dann nicht mehr zwischen den Patienten, die vor ihnen stehen und dem klingelnden Telefon hin- und hergerissen. „Die Anmeldung in der Praxis geht somit schneller und Anrufer kommen besser durch.“
Technisch gesehen mache das Arbeiten zu Hause keinen Unterschied, berichtet die stellvertretende Referatsleiterin. „Man arbeitet direkt im Verwaltungssystem, als ob man in der Praxis sitzen würde.“ Damit dies funktioniert, hätte in ihrem Fall ein weiterer Nutzer auf dem Praxisserver angemeldet werden müssen, zudem sei eine sichere VPN-Verbindung eingerichtet worden.
Technische Voraussetzungen sind schnell geschaffen
„Der Techniker hat weniger als eine halbe Stunde dafür gebraucht und außer seiner Bezahlung hat es keine Kosten verursacht“, berichtet Marini. Weitere Voraussetzungen seien lediglich die gängigen Office-Programme und eine Internetverbindung. Falls die Praxis über Laptops für Hausbesuche verfügt, könnten auch diese genutzt werden, regt sie an. Natürlich muss auch der Schutz der Patientendaten gewährleistet sein. Dies ist laut Marini recht leicht umzusetzen: Daten sollten ausschließlich auf dem Server gespeichert und Dokumente oder Rezepte nur in der Praxis gedruckt werden. Außerdem sei der PC mit Bildschirmsperre und starkem Passwort zu schützen. Dritte sollten ihn nicht einsehen können. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen ist eine langfristige Planung von Homeoffice-Tagen für medizinische Fachkräfte jedoch nur bedingt möglich, gibt die MFA zu bedenken: „Es kommt immer wieder vor, dass man kurzfristig eben doch in die Praxis muss, weil jemand krank ist. Da muss man flexibel sein.“ Zudem komme das Arbeiten zu Hause natürlich nur für Mitarbeiter infrage, die die entsprechenden Tätigkeiten sicher beherrschen und ihre Zeit gut einteilen können. Um die Produktivität von Mitarbeitenden im Homeoffice müssten sich Ärzte insgesamt keine Sorgen machen, meint Marini. Zum einen seien die Ergebnisse zwischendurch kontrollierbar, weil sie in der Praxis gedruckt würden. Zum anderen bestehe über den Messenger der Verwaltungssoftware ständiger Kontakt zu den Kollegen. „Es gibt immer wieder kurzen organisatorischen Klärungsbedarf. Es würde auffallen, wenn länger keine Antwort kommt.“Tätigkeiten definieren und im Nachhinein kontrollieren
Falls ein Arbeitgeber sich trotzdem unwohl fühlt, könne er „Aufgabenpakete packen“, empfiehlt Marini. Er definiert dabei im Vorfeld, welche Aufgaben abgearbeitet werden sollen. Im Nachhinein prüft er, ob dies erfolgt ist. Gibt es Gründe zur Unzufriedenheit, kann er mit dem Mitarbeiter darüber sprechen. Der Verband medizinischer Fachberufe steht dem Homeoffice grundsätzlich positiv gegenüber. „Vor der Coronakrise wussten wir gar nicht, was wir diesbezüglich für ein Potenzial haben“, erzählt Marini. Das Arbeiten von zu Hause sei für MFA durchaus auch über die Pandemie hinaus sinnvoll.Medical-Tribune-Bericht