MFA-Ausbildung in der Pandemie – bis zu 6000 Euro Unterstützung für Arztpraxen
Die Bundesregierung hat ihren Schutzschirm für Ausbildung „größer und großzügiger“ werden lassen, wie es Bundesarbeitsminister Hubertus Heil im Rahmen der Vorstellung der Änderungen formulierte. Im vergangenen Ausbildungsjahr sollten noch rund 500 Millionen Euro über das im Sommer 2020 ins Leben gerufene Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ investiert werden, um einen pandemiebedingten Einbruch bei den betrieblichen Ausbildungen zu vermeiden. Für das neu aufgelegte Bundesprogramm stehen im Ausbildungsjahr 2021/2022 schon 700 Millionen Euro zur Verfügung.
Aufgelegt wurde das Programm, weil man befürchtete, dass besonders kleine und mittlere Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler, die finanziell angeschlagen sind, aus Kostengründen auf die Ausbildung junger Menschen verzichten. Tatsächlich fiel die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 um 57.600 und damit um 11 % niedriger aus als noch ein Jahr zuvor (2019: 525.000).
Auch jetzt schon 2000 Euro für einen Ausbildungsvertrag
Und was man aus der Finanzkrise gelernt hatte: Ausbildungsplätze, die einmal weg sind, kommen häufig nicht mehr zurück. Die Folge ist dann ein dauerhafter Mangel an guten Kräften.
„Erheblich von der Pandemie betroffene“ Arbeitgebende werden deswegen seit dem Ausbildungsjahr 2020/2021 unterstützt. Aktuell gilt: Für Betriebe mit bis zu 249 Beschäftigten, die die Zahl ihrer Lehrstellen konstant halten, gibt es eine Prämie von 2000 Euro für jeden im betreffenden Jahr abgeschlossenen Ausbildungsvertrag, für jeden über diese Zahl hinausgehenden Vertrag winken noch einmal 3000 Euro. Auch Betriebe, die ihre Azubis vor der Kurzarbeit bewahren, werden bereits gefördert.
„Erheblich betroffen“ – Umsatzverluste und Kurzarbeit in Arztpraxen
- Die Beschäftigten haben mindestens in einem Monat in Kurzarbeit gearbeitet oder
- der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum entweder in zwei aufeinanderfolgenden Monaten um durchschnittlich 50 % zurückgegangen oder in fünf zusammenhängenden Monaten um 30 % (bis 31. Mai: 60 %). Dabei ist es für diese Fördervoraussetzung unerheblich, ob der Umsatzeinbruch durch eine andere Förderung kompensiert wurde, solange diese nicht die gleiche Zielsetzung hat.
- Um zusätzliche Anreize für Ausbildungsbetriebe zu schaffen, wird die Ausbildungsprämie für die gehaltene Anzahl an Auszubildenden auf 4000 Euro und die Ausbildungsprämie plus für eine zusätzliche Ausbildungsstelle auf 6000 Euro verdoppelt.
- Zur Vermeidung von Kurzarbeit während einer Ausbildung kann künftig nicht nur die Ausbildungsvergütung bezuschusst werden, sondern auch die Vergütung der Ausbilderin oder des Ausbilders.
- Kleinstunternehmen mit bis zu vier Mitarbeitenden, die im zweiten Lockdown ihre normale Geschäftstätigkeit aufgrund der staatlichen Regelungen weitgehend einstellen mussten, werden pauschal mit einem Lockdown-II-Sonderzuschuss von 1000 Euro unterstützt, wenn sie ihre Ausbildungstätigkeit für mindestens 30 Tage fortgesetzt haben.
- Bei Übernahme eines Auszubildenden aus einem Insolvenzfall bzw. künftig auch bei pandemiebedingter Kündigung oder Abschluss eines Auflösungsvertrages wird der Betrieb mit einer Übernahmeprämie von 6000 Euro unterstützt (bisher 3000 Euro).
- Die Mindestlaufzeit für die Förderung einer Auftrags- oder Verbundausbildung wird auf vier Wochen verkürzt, die Höhe der Förderung soll sich nach der Laufzeit bemessen. Gefördert wird mit bis zu 8100 Euro.
- Künftig können Kosten für externe Abschlussprüfungsvorbereitungskurse für Azubis hälftig bezuschusst werden (max. 500 Euro).
Ab Juni höhere Förderungen, weniger enge Zugänge
Bislang wurden die Unterstützungsgelder besonders häufig von Betrieben in einer Größe von bis zu 49 Beschäftigten in Anspruch genommen, die beliebteste Maßnahme war die Ausbildungsprämie. Insgesamt wurden rund 33.700 Prämien und Zuschüsse seit Beginn des Programms im vergangenen Sommer bis Februar 2021 positiv entschieden. Damit hat das Maßnahmenpaket bis dato noch nicht wirklich den Nerv der ausbildenden Betriebe getroffen. Dieses Jahr seien jedoch sowohl die Förderbeträge wie auch die Herausforderungen größer, während gleichzeitig die Zugänge zum Programm für die Betriebe weniger eng sind. Die Bundesregierung rechnet deswegen mit einer größeren Nachfrage. Speziell im Gesundheitswesen wurden der Bundesagentur für Arbeit zufolge jetzt schon von über 3000 Unternehmen Prämien beantragt. Nach Berufen aufgeschlüsselt berichtet die Bundesagentur von über 3500 positiv entschiedenen Ausbildungsprämien für medizinische Gesundheitsberufe sowie knapp weiteren 3000 Prämien im Bereich der nicht-medizinischen Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe sowie der Medizintechnik.Medical-Tribune-Bericht