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Palliative Medizin: Wichtige Eckdaten zu Hospizen, Palliativstationen und Pflegeheimen
![Palliative Medizin: Wichtige Eckdaten zu Hospizen, Palliativstationen und Pflegeheimen Mehr als eine halbe Million Menschen
müsste jährlich in Deutschland durch
palliative Angebote erreicht werden.](/fileadmin/Medizin_und_Forschung/Artikelbilder/20180123_pflege_iStock_KatarzynaBialasiewicz_823.png)
Die letzte Lebensphase ist häufig von Multimorbidität und Siechtum gekennzeichnet. Laut WHO benötigen 60 % der Sterbenden in Industrienationen ein palliatives Angebot bzw. eine palliative Begleitung. In Anbetracht der Sterberate müsste nach diesen Berechnungen jährlich mehr als eine halbe Million Sterbende in Deutschland durch solche Angebote erreicht werden. Expertenschätzungen zufolge wünschen sich rund 75 % der Menschen, zu Hause oder im Hospiz zu sterben. Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen hier offenbar weit auseinander.
Sowohl ambulante als auch stationäre Versorgungslücke
Allein der Blick auf verfügbare Eckdaten zur Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland birgt Diskussionsstoff. Demnach ist jährlich von etwa 25 000 Sterbebegleitungen in Hospizen auszugehen. Diese stationäre palliative Betreuung erfolgte im Jahr 2015 beispielsweise in 236 Hospizen, die rund 2390 Betten bereitstellten, so Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Auf 304 Palliativstationen mit 2507 Betten gab es im gleichen Jahr etwa 17 500 Sterbebegleitungen und genauso viele Entlassungen. Auch Zahlen zur allgemeinen ambulanten Palliativversorgung, AAPV, und zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, SAPV, lassen sich abschätzen (2015/2016): So erfolgten etwa 231 000 AAPV-Ersterhebungen (GOP 03370). Auffällig war hierbei ein Rückgang um 40 000 Ersterhebungen von 2014 bis 2016. Außerdem übernahmen 314 SAPV-Teams rund 49 000 Erstverordnungen. Bemerkenswert erscheint zudem die ehrenamtliche Hospizarbeit: Über 37 000 Ehrenamtliche übernahmen etwa 47 500 Sterbebegleitungen im Rahmen von 894 ambulanten Hospizdiensten (2015). Wobei auch hier die Datenlage als unvollständig einzustufen ist. Außerdem lässt sich nicht ausschließen, dass Sterbende in Statistiken mehrfach auftauchen, wenn mehrere Leistungen bezogen werden, so der Experte. Doch klar sei, dass ambulant und stationär eine deutliche Versorgungslücke bestehe – was sich besonders in Pflegeheimen zeige.
60 % der Pflegeheimbewohner sterben binnen eines Jahres
Laut Angaben der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen aus dem Jahr 2016 lebten etwa 827 000 Menschen in Pflegeheimen. Rund 340 000 Pflegeheimbewohner sterben jährlich, so Expertenschätzungen. Vor dem Hintergrund, dass 60 % der Sterbenden einen palliativen Bedarf haben, würden grob geschätzt etwa 200 000 dieser Personen pro Jahr eine palliative Begleitung benötigen. Beachtenswert erscheinen in diesem Zusammenhang verfügbare, allerdings schon etwas zurückliegende Daten aus den Jahren 2009 bzw. 2008. Demnach starben etwa 30 % der Pflegeheimbewohner innerhalb der ersten drei Monate und rund 60 % binnen eines Jahres nach Aufnahme in das Heim. Letztlich wurden Pflegeheime in den vergangenen 30 Jahren immer mehr zu Sterbeorten, kommentierte Brysch. Dabei muss die Frage gestellt werden, ob die Einrichtungen tatsächlich auch darauf vorbereitet sind.