Asthma beim Nachwuchs – chronischen Lungenerkrankungen präkonzeptionell vorbeugen
Für Schwangere ist der Druck groß, alles zum Schutz des Feten zu tun – sie sollen u.a. das Richtige essen und trinken, nicht rauchen und auf Alkohol verzichten. Mit genauso viel Vehemenz müsste man allerdings für den präkonzeptionellen Schutz der Keimzellen sorgen – bei Frauen genauso wie bei Männern – denn von ihnen hängt nicht nur die Gesundheit der nächsten, sondern auch weiterer Generationen ab, betonte Professor Dr. Cecilie Svanes, Universität Bergen. So gibt es z.B. Erkenntnisse, dass Übergewicht und Rauchen in der Präpubertät und berufliche Exposition gegenüber Reinigungs- und Desinfektionsmitteln der respiratorischen Gesundheit der Nachkommen schaden.
Dampfen stört die Atemwegsentwicklung
Desinfektionsmittel erhöht Asthmarisiko
Für die direkten Nachkommen von Frauen, die häufig Desinfektions- und Reinigungsmittel anwenden, ist also die Gefahr erhöht, dass sie ein Asthma bronchiale entwickeln. „Keine gute Nachricht in Zeiten von Corona“, kommentierte die norwegische Pneumologin. Spermien sind insgesamt anfälliger für mutagene Einflüsse als Oozyten, weil sie und ihre Vorläuferzellen wesentlich mehr Zellteilungen durchlaufen. Die Konsequenzen sind auch im Hinblick auf die Lungengesundheit erkennbar. So zeugen etwa Männer, deren Mütter während der Schwangerschaft dem Zigarettenrauch der Großmutter ausgesetzt waren, mit 1,3-fach erhöhter Wahrscheinlichkeit ein Kind, das später an Asthma erkrankt. Hatte der Vater vor Pubertätsende seines Sohnes geraucht, ist dessen Nachwuchs mit einem dreifach erhöhten Asthmarisiko belastet. Wie eine neue Studie zeigt, geht auch Übergewicht in der Pubertät bei Männern mit einem erhöhten Asthmarisiko für deren Kinder einher.2Suszeptible Zeiträume zur Intervention nutzen
Das Resümee von Prof. Svanes lautete daher: „Die Exposition früherer Generationen scheint das Asthmarisiko heutiger Kinder zu beeinflussen, und die Exposition während der Schwangerschaft könnte gleich mehrere Generationen treffen.“ Im Umkehrschluss sei zu erwarten, dass protektive Interventionen in suszeptiblen Zeiträumen wie Pubertät und Schwangerschaft künftigen Generationen ebenso nutzen wie der Indexperson.* European Respiratory Society
Quellen:
1. Tjalvin G et al. ERS 2020, ePoster Nr.3142
2. Lønnebotn M et al. ERS 2020; ePoster Nr. 2066