Antikoagulation Bei Vorhofflimmern immer verdünnen?
Sollten Senioren, die außer einem Vorhofflimmern keine weiteren Schlaganfallrisikofaktoren aufweisen, antikoaguliert werden? Es kommt auf das Alter an, meinen Forscher vom Women’s College Hospital in Toronto.
Zur Einschätzung des individuellen Schlaganfallrisikos beim Vorhofflimmern und damit der Indikation zur Antikoagulation wird häufig der CHA2DS2-VASc-Score herangezogen, berichten die Forscher. Dieser berücksichtigt Faktoren wie Alter und Geschlecht, das Vorliegen von chronischer Herzinsuffizienz, Hypertonie oder Diabetes, vorangegangene Insultereignisse und kardiovaskuläre Erkrankungen. Ob Senioren unter 75 Jahren ohne zusätzliche Schlaganfallrisiken von einer Antikoagulation profitieren, wird kontrovers diskutiert. Die Wissenschaftler gingen dieser Frage anhand einer Kohorte von 16.351 Männern und Frauen im Alter von 66 bis 74 Jahren nach. Außer einem neu diagnostizierten Vorhofflimmern bestanden keine weiteren Schlaganfallrisikofaktoren.
Insbesondere Ältere ohne weitere Risiken profitieren
Die Ärzte prüften die Ein-Jahres-Schlaganfallinzidenz bei Patienten, die keine Antikoagulanzien erhielten. Bei diesen statistischen Berechnungen berücksichtigte die Arbeitsgruppe unter anderem Todesfälle, die sich vor Eintreten eines Schlaganfalls ereignet hatten, sowie Therapieveränderungen. So wurden 6.314 Personen (39 %) im Verlauf auf Antikoagulanzien eingestellt.
Unabhängig vom Geschlecht lag die Ein-Jahres-Inzidenz ohne Antikoagulation bei 1,1 %. Im Alter von 66 bis 74 Jahren nahm sie von 0,7 auf 1,7 % zu. Vermutlich profitieren insbesondere Ältere mit Vorhofflimmern und fehlenden weiteren Schlaganfallrisikofaktoren von einer Antikoagulation, so das Fazit der Forscher.
Quelle: Abdel-Qadir H et al. JAMA Cardiol 2021; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.1232