Erhöhte Gefahr für plötzlichen Tod: Epilepsiekranke lieber nicht allein ins Bett
Plötzlich und unerwartet sterben – dafür tragen Patienten mit Epilepsie ein besonders hohes Risiko. Bezeichnet wird solch ein Ereignis als SUDEP (sudden unexpected death in epilepsy). Welche Faktoren das Risiko beeinflussen, haben Dr. Olafur Sveinsson von den Karolinska-Universitätskliniken in Stockholm und Kollegen untersucht.
Anhand von Registerdaten identifizierten sie in den Jahren 2006–2011 insgesamt 255 Fälle eines sicheren oder wahrscheinlichen SUDEP. Diese verglichen sie mit rund 1150 lebenden Epilepsiepatienten und fanden heraus, dass v.a. generalisierte tonisch-klonische Krämpfe im Jahr vor dem Tod das SUDEP-Risiko massiv steigerten. Insgesamt lag die Gefahr fast 27-mal höher, bei mindestens vier solcher Anfälle sogar 32-mal. Zu anderen Arten von Krämpfen zeigte sich keine signifikante Assoziation.
In Gefahr schwebten auch Kranke, die allein lebten und allein schliefen. Bei ihnen kam ein SUDEP etwa fünfmal so oft vor wie bei Patienten mit (Bett-)Partner. Ganz extrem wurde die Situation, wenn man die Risikofaktoren kombinierte. Die Experten errechneten eine 67-fach erhöhte Gefahr für einen plötzlichen Tod bei Patienten mit generalisiertem tonisch-klonischem Anfall in den zurückliegenden zwölf Monaten, die sich das Schlafzimmer nicht mit einer anderen Person teilten.
Diese Zahlen sind klinisch relevant, betonen die Kollegen. Entfernt man nur eine der beiden Faktoren aus der Gleichung, ließen sich mehr als zwei Drittel aller SUDEP-Ereignisse vermeiden, schätzen sie.
Alarmsystem soll nächtliche Krämpfe melden
Eine Möglichkeit dazu könnte etwa eine verbesserte antiepileptische Therapie darstellen, die generalisierte Anfälle gar nicht erst auftreten lässt. Das wollen die Forscher in einer weiteren Analyse nun genauer untersuchen. Eine andere Option bieten möglicherweise Monitoring-Systeme. Diese schlagen Alarm, wenn bei einem Alleinschlafenden ein Anfall auftritt. Den Nutzen des Systems müssen Studien noch beweisen.
Quelle: Sveinsson O et al. Neurology 2020; 94: 1–11; DOI: 10.1212/WNL.0000000000008741