Melanome gibt es auch in Analkanal und Rektum
Infektionen mit HIV oder HPV scheinen wenig Einfluss zu haben. Die Inzidenz anorektaler Melanome ist niedrig, sie liegt bei 0,2–0,4 pro Million Einwohner. Damit machen diese Melanome etwa 1 % aller Melanome und 15–20 % aller mukosalen Melanome aus. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer, der Altersgipfel liegt bei über 50 Jahren. Etwa die Hälfte der Melanome findet sich im Analkanal, die andere Hälfte im Rektum.
Ein Melanom im Enddarm muss keineswegs immer pigmentiert sein, erläuterte Prof. Neeff. Nicht oder nur schwach pigmentierte Melanome machen sogar 50 % aller Melanome im Anorektum aus. Zudem können in ein und demselben Patienten sowohl pigmentierte als auch unpigmentierte Melanome vorkommen. „Erwarten Sie das Unerwartete“, sagte Prof. Neeff und ergänzte: „Nur die Biopsie hilft!“
Hinweise auf ein anorektales Melanom können sein:
- analer Pruritus
- rektale Blutung
- Stuhlunregelmäßigkeiten
- Schleimabgang
- Tenesmen
- Lymphadenopathie der Leisten
Andere Karzinome sowie Hämorrhoiden sollten als Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden. Wichtig ist auch, als Möglichkeit an Metastasen kutaner Melanome zu denken.
Das primäre Staging entscheidet über die Wahl der Behandlung. Im Falle der chirurgischen Therapie kommen eine lokale weite Exzision oder eine abdominoperineale Resektion infrage. Letztere reduziert zwar die Lokalrezidive, aber verbessert nicht das Überleben – die Melanome sind meist schon früh und unabhängig vom Lymphknotenbefund metastasiert. Entsprechend liegt die 5-Jahres-Überlebensrate der Patienten mit anorektalen Melanomen bei unter 20 %. Die Fortschritte der zielgerichteten Therapie des kutanen Melanoms helfen wegen der unterschiedlichen Mutationsfrequenz (BRAF, NRAS, c-Kit) leider wenig. Eine Tumorimmuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren kann in enger Abstimmung mit den medizinischen Onkologen angeboten werden.
Quelle: 47. Deutscher Koloproktologen-Kongress DIGITAL