Akupunktur ist bei Depression effektiv

Dr. Elisabeth Nolde

Zusätzliche Akupunktur ist bei Depressiven so effektiv wie therapeutische Gespräche. Zusätzliche Akupunktur ist bei Depressiven so effektiv wie therapeutische Gespräche. © fotolia/Andrey popov

Chinesische Nadeltherapie lindert die Beschwerden verschiedener Erkrankungen. Laut einer aktuellen Studie profitieren auch Patienten mit moderater bis schwerer Depression von zusätzlicher Akupunktur.

Bei Depression schließt die Behandlung der Wahl je nach Schweregrad Antidepressiva ein. Doch diese seien in etwa der Hälfte der Fälle nicht ausreichend effektiv, schreibt eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Hugh MacPherson, Department of Health Sciences, University of York. Was zusätzlich die Therapie unterstützen kann, untersuchten die Wissenschaftler in einer randomisierten klinischen Studie in Hausarztpraxen. Dabei analysierten die Foscher die Effektivität von Akupunktur und psychosozialer/-therapeutischer Beratung (Counselling) bei Depressionen auch hinsichtlich der entstehenden Kosten.

755 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Depression nahmen an der Studie teil, ihr Beck-Depressions-Inventar-II (BDI-II, s. Tabelle) lag bei ≥ 20. Die Patienten bewerteten im Fragebogen PHQ-9 (Skala von 0–27, s. Tabelle) ihre Depression anhand von neun Fragen. Die durchsch nittliche PHQ-9-Differenz nach dreimonatiger Therapie galt als Parameter für das primäre Outcome.

Gleichstand nach einem Jahr

Die Teilnehmer erhielten im Versuchszeitraum entweder lediglich ihre Standardtherapie oder zusätzlich Akupunktursitzungen bzw. Counselling. Nach drei Monaten lag die durchschnittliche Zahl der Sitzungen in der Akupunktur-Gruppe bei neun und in der Beratungsgesprächs-Gruppe bei acht.

So werden die Fragebögen ausgewertet
Schweregrad der DepressionPunkte im Beck-Depression-Inventar-IIPunkte im Patient Health Questionnaire-9
keine≤ 8<5
mild9-135-9
moderat14-1910-14
mittelschwer20-2815-19
schwer29-63>20

Den Ergebnissen zufolge profitierten Studienteilnehmer der Akupunktur- und Beratungsgruppe deutlicher als Patienten unter ausschließlich gängiger Therapie. So fand sich nach drei Monaten im Akupunkturkollektiv im Vergleich zum Kontroll­arm eine signifikante Reduktion des mittleren PHQ-9-Werts um -2,46. Ebenfalls gut schnitt das Counselling gegenüber dem Standard ab (-1,73). Auch nach zwölf Monaten waren beide Varianten noch überlegen (-1,55 bzw. -1,50). Der BDI-II sank in beiden Gruppen um knapp 3 Punkte (-2,88 bzw. -2,74). Zwischen der chinesischen Nadelkunst und der professionellen Beratung gab es dabei keinen signifikanten Unterschied.

Pieksen ist sechzehnmal billiger als Gespräche

Darüber hinaus evaluierten die Forscher gesundheitsökonomische Aspekte. Demnach kamen Akupunktur und Beratungsgespräche im Vergleich zur Standardtherapie auf durchnittlich höhere QALY (quality-adjusted life years: Kennzahl für die Bewertung eines Lebensjahres in Relation zur Gesundheit). Zusätzlich betrug die sogenannte inkrementelle Kosteneffektivität (ICER: Incremental Cost-Effectiveness Ratio) bei Akupunktur 4560 £ (5160 €) pro gewonnenem QALY und war im Vergleich zu Beratungsgesprächen viel günstiger (81 201 €). Insgesamt erachten die Experten die chinesische Nadeltherapie als kosteneffektive Alternative. Inwiefern der Schweregrad der Depression die Wirkung und die Kosten beeinflusst, bleibt offen.

MacPherson H et al. Programme Grants Appl Res 2017; 3: 1-73

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Zusätzliche Akupunktur ist bei Depressiven so effektiv wie therapeutische Gespräche. Zusätzliche Akupunktur ist bei Depressiven so effektiv wie therapeutische Gespräche. © fotolia/Andrey popov