CD38-Antikörper auch beim transplantationsfähigen multiplen Myelom wirksam

Josef Gulden

Der CD38-Antikörper zur Standardtherapie verlängert die Progressionsfreiheit beim Multiplen Myelom deutlich. Der CD38-Antikörper zur Standardtherapie verlängert die Progressionsfreiheit beim Multiplen Myelom deutlich. © David A Litman – stock.adobe.com

Bisher wird der CD38-Antikörper Daratumumab nicht kombiniert mit einer autologen Stammzelltransplantation zur Behandlung des neu diagnostizierten multiplen Myeloms eingesetzt. Die Daten der CASSIOPEIA-Studie legen nahe, dass sich das in Zukunft ändern könnte.

Der CD38-Antikörper Daratumumab hat mittlerweile einen festen Platz im therapeutischen Repertoire für Patienten mit multiplem Myelom, die sich nicht für eine autologe Stammzelltransplantation eignen: Er konnte in großen Phase-III-Studien bei Zugabe zu gängigen Kombinationsregimes das progressionsfreie Überleben verlängern und die Ansprechraten – vor allem für tiefe Remissionen – deutlich erhöhen. Eine Standardtherapie für transplantationsfähige Patienten ist in vielen europäischen Ländern die Kombination aus Bortezomib, Thalidomid und Dexamethason (VTd). Dieser Standard wurde in der internationalen Phase-III-Studie CASSIOPEIA mit Daratumumab kombiniert (D-VTd) und randomisiert gegen VTd getestet.

Teil 1 der Studie stellte nun Professor Dr. Philippe Moreau vom Universitätsklinikum Nantes vor. Darin wurden die Effekte der Induktions- (vier Zyklen D-VTd vs. VTd vor der Stammzelltransplantation) und Konsolidierungstherapie (zwei Zyklen danach) bei 1085 Patienten untersucht. Teil 2 betrifft eine weitere Randomisierung bezüglich einer Erhaltungstherapie (Daratumumab vs. Observation). Dieser Part der Studie ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Signifikant erhöhte Rate an Komplettremissionen

Primärer Endpunkt von Teil 1 war die Rate an stringenten Komplettremissionen (sCR) nach der Konsolidierung, genauer am Tag 100 nach der Stammzelltransplantation. Diese Rate war im D-VTd-Arm signifikant höher (29 % vs. 20 %; Odds Ratio 1,6; p = 0,001). Das Gleiche galt für die weiteren Endpunkte:

  • Mindestens eine Komplettremission erzielten 39 % vs. 26 % der Patienten (OR 1,8; p < 0,0001),
  • mindestens eine sehr gute partielle Remission (VGPR) 84 % vs. 78 % (OR 1,4; p = 0,024) und
  • MRD-negativ (bei einem Niveau von 10–5) waren 64 % vs. 44 % der Patienten (OR 2,3; p < 0,0001).

Die Chance, mindestens eine CR bei gleichzeitiger MRD-Negativität zu erreichen, wurde durch Daratumumab etwa verdoppelt (34 % vs. 20 %; OR 2,06; p < 0,0001).

Bei einem medianen Follow-up von 18,8 Monaten, so der Experte, war außerdem das progressionsfreie Überleben im Verumarm erheblich verlängert und das Risiko für Progression oder Tod halbiert (Hazard Ratio 0,47; p < 0,0001). Der Medianwert war in beiden Armen noch nicht erreicht, die progressionsfreien Überlebensraten nach 18 Monaten betrugen 93 % vs. 85 %. Bezüglich des Gesamtüberlebens sind die Daten noch unreif, aber es ist bereits ein deutliches Signal erkennbar mit nur 14 Todesfällen im Daratumumab- gegenüber 32 im Kontrollarm (HR 0,43; 95%-Konfidenzintervall 0,23–0,80).

Neutro- und Lymphopenien steigen mit Antikörpergabe

An Grad-3/4-Nebenwirkungen traten Neutropenien und Lymphopenien unter Daratumumab fast doppelt so häufig auf wie im Kontrollarm (28 % vs. 15 % bzw. 17 % vs. 10 %). Auch Thrombozytopenien waren leicht vermehrt (11 % vs. 7 %). Infusionsreaktionen wurden bei gut einem Drittel der Patienten nach der Antikörpergabe beobachtet.

Damit, so Prof. Moreau, ist CASSIOPEIA die erste große Phase-III-Studie, in der gezeigt werden konnte, dass der CD38-Antikörper auch in der Transplantationssituation Ansprechen und progressionsfreies Überleben verbessert, wenn man es zu einer der bisherigen Standardtherapien gibt. Ob eine Erhaltungstherapie mit Daratumumab diesen Vorteil noch vertiefen kann, wird sich zeigen, wenn die Daten der zweiten Randomisierung zur Auswertung bereit sind. 

Quellen:
Moreau P et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 8003)
55th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO)

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