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COPD: Asthma bei der Behandlung berücksichtigen

Nicht jede klinische Verschlechterung bei Patienten mit COPD ist eine Exazerbation, betonen Professor Dr. Horst Olschewski von der Klinischen Abteilung für Pulmonologie an der Medizinischen Universität Graz und Kollegen. Viele andere Erkrankungen können dazu führen, dass Betroffene schlechter Luft bekommen und mehr Medikamente brauchen. Dazu gehören Pneumonien, Pneumothorax, Pleuraergüsse, das kardiogene Lungenödem, Lungenembolien oder Arrhythmien.
Die duale Bronchodilatation bleibt die Basistherapie. Nur bei symptomarmen Patienten (COPD-Assessment-Test, CAT-Score < 10) ist eine Monotherapie mit langwirksamen Muskarinantagonisten (LAMA) indiziert – bei allen anderen symptomatischen Patienten sollte gleich mit einer dualen inhalativen Bronchodilatation mit LAMA und einem langwirksamen β-Mimetikum (LABA) begonnen werden.
Etwas schwieriger wird es bei der Frage nach der zusätzlichen Gabe von inhalativen Kortikosteroiden (ICS) bei COPD. Die Zweierkombi mit LABA könnte etwas für oligosymptomatische Patienten mit häufigen Exazerbationen sein – insbesondere bei hohen Eosinophilenzahlen (> 300/µl Blut) oder Asthma.
Wenige Packungsjahre deuten auf Nutzen inhalativer Steroide
Einige können auch von einer Triple-Therapie mit LAMA, LABA und ICS profitieren. Dies sind vor allem symptomatische Patienten, die trotz einer Zweiertherapie an häufigen und/oder schweren Exazerbationen leiden. In Studien wurde eine Reduktion der Sterblichkeit unter der Dreifachkombination gezeigt. Es wird aber auch diskutiert, ob der Mortalitätsvorteil dadurch bedingt war, dass im LAMA/LABA-Arm bei einem Teil der Patienten ICS vor der Studie abrupt abgesetzt wurde. Immerhin kann sich hinter einer hohen Exazerbationsfrequenz auch eine asthmatische Komponente bzw. ein subklinisches Asthma verbergen, schreibt Prof. Olschewski. Ein abrupter ICS-Entzug könnte zu einer erhöhten Mortalität beitragen.
Man geht davon aus, dass etwa 20 % der COPD-Patienten zusätzlich eine typische Asthmacharakteristik aufweisen, so der Pneumologe. Dafür würden hohe Eosinophilenzahlen in Blut und Sputum, erhöhte Werte der Fraktion an exhaliertem Stickstoffmonoxid sowie eine allergische Diathese des Patienten oder seiner Familie sprechen. Auch das Rauchen gibt einen wichtigen Hinweis: Eine niedrige Zahl von Packungsjahren kann als wichtiger Hinweis auf eine Asthmakomponente gewertet werden. Patienten mit mehr als 46 Packungsjahren und einem Eosinophilen-Anteil < 2,4 % sprechen dagegen praktisch nie auf ICS an.
Quelle: Olschewski H et al. Internist 2021; 62: 679-685; DOI: 10.1007/s00108-021-01021-0
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