MDS: Neue Anämietherapie bei myelodysplastischen Syndromen auf dem Vormarsch

Friederike Klein

Patienten sind bald nicht mehr von Bluttransfusionen abhängig. Patienten sind bald nicht mehr von Bluttransfusionen abhängig. © iStock.com/sudok1

Wird beim myelodysplastischen Syndrom die Transfusionslast reduziert, verbessert sich die Prognose. Diesen Effekt könnte man anhand einer neuen Wirkstoffklasse befördern.

Erster Vertreter der Erythrozyten-Reifungssubstanzen ist Luspatercept, ein rekombinantes Fusionsprotein, das die Liganden der TGF-b-Superfamilie neutralisiert, wie Dr. Alan F. List vom Moffitt Krebszentrum in Tampa berichtete. Das Präparat wurde in der MEDALIST-Studie getestet. Die Teilnehmer waren 229 erwachsene Patienten mit myelodysplastischem Syndrom (MDS) mit Ringsideroblasten und einem sehr niedrigen bis intermediären Risiko nach dem revidierten Internationalen Prognose-Score IPSS-R. Alle Patienten waren entweder refraktär auf Erythropoese-stimulierende Therapien, vertrugen diese nicht oder konnten diese aus anderen Gründen nicht erhalten. Das mediane Alter lag bei gut 71 Jahren.

Im Verhältnis 2:1 randomisiert erhielten die Patienten subkutan alle drei Wochen bis Woche 24 entweder Luspatercept in einer Dosis von 1,0 mg/kg Körpergewicht, bei Bedarf auftitriert bis 1,75 mg/kg (n = 153) oder Placebo (n = 76).

Den primären Endpunkt, eine Transfusionsunabhängigkeit für acht Wochen und länger, erreichten mit Luspatercept 37,9 % der Patienten, im Placeboarm waren es 13,2 % (p < 0,0001). Das ist ein klinisch relevanter Unterschied, wie Dr. List betonte. Bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer (52,9 %) reduzierte sich unter Luspatercept die Transfusionslast um mindestens vier Erythrozyteneinheiten pro acht Wochen oder es kam zu einem Anstieg des mittleren Hämoglobinspiegels um mindes­tens 1,5 g/dl/8 Wochen ohne weitere Transfusionen. Im Placeboarm war dies nur bei 11,8 % der Patienten der Fall (p < 0,0001). Das Ansprechen war dauerhaft, erläuterte der Referent: 40 % der Patienten hatten nach einem Behandlungsjahr eine anhaltende Transfusionsunabhängigkeit erreicht.

Zulassung auch für die β-Thalassämie?

Hauptnebenwirkungen waren Fatigue und Muskelkrämpfe, die aber auch eine Folge der An­ämie sein können. Ebenfalls häufiger als unter Placebo traten Diarrhö, Übelkeit, Schwindel und Rückenschmerzen auf. Die Zahl behandlungsbedingter Nebenwirkungen des Grads 3/4 oder schwere unerwünschte Ereignisse sowie zum Therapieabbruch führende Effekte waren in beiden Studienarmen ähnlich häufig.

Die Zulassung soll laut Professor Dr. Uwe ­Platzbecker, Universitätsklinikum Leipzig, im Frühjahr 2019 beantragt werden. Diese könnte auch die Therapie der b-Thalassämie umfassen. Nach der BELIEVE-Studie reduziert Luspatercept auch hier die Transfusionslast deutlich.

Quellen: 
ASH-Jahrestagung 2018
Fenaux P et al. ASH 2018; Abstract #1
Cappellini MD et al. ASH 2018; Abstract #163

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