Neues Antikörper-Toxin erprobt

Josef Gulden

Das Problem bei Multiplen Myelomen ist, dass sie hartnäckig sind und es meist zu einem Rezidiv kommt. Das Problem bei Multiplen Myelomen ist, dass sie hartnäckig sind und es meist zu einem Rezidiv kommt. © LASZLO – stock.adobe.com

Die Entwicklung des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats Belantamab Mafodotin brachte die Therapie des Multiplen Myeloms ein gutes Stück voran. Ein weiteres derartiges Immuntoxin wurde nun in einer Phase-1b/2-Studie getestet: Indatuximab Ravtansine zeigte eine Antitumor-Aktivität und sollte weiter untersucht werden.

Seit Kurzem ist mit Belantamab-Mafodotin erstmals ein gegen BCMA gerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Behandlung des Multiplen Myeloms verfügbar. Nun steht ein neues in den Startlöchern: Indatuximab-Ravtansine beinhaltet zum einen einen monoklonalen IgG4-Antikörper, der das CD138-Antigen auf Myelomzellen erkennt. Zum anderen enthält es das Spindelgift Maytansinoid DM4, das an Mikrotubuli bindet und so die Zellteilung blockiert – aber erst, nachdem der Komplex in die Zellen aufgenommen und das Toxin vom Antikörper abgespalten wurde.

Als Monotherapie war das Immuntoxin bei Myelom-Patienten mäßig wirksam, sodass wohl Kombinationspartner erforderlich sind, die auch nicht mitotisch aktive Zellen angreifen. Prof. Dr. Kevin­ R. Kelly ­von der University of Southern California in Los Angeles und Kollegen prüften deshalb die Wirksamkeit des Präparats in Kombination mit Dexamethason und einem Immunmodulator in einer Phase-1b/2-Studie an neun US-Zentren. Der eingesetzte Immunmodulator war

  • Lenalidomid für Personen, bei denen eine vorangegangene Behandlung nicht mehr wirkte, und
  • Pomalidomid für Betroffene, die auf mindesten zwei Therapien (einschließlich Bortezomib und Lenalidomid) nicht mehr ansprachen, und die einen Progress innerhalb von 60 Tagen nach der letzten Behandlung erlitten.

Objektive Ansprechrate erreichte über 70 %

Die Autoren schlossen 64 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem MM in die Studie ein. In der Phase 1 eskalierten sie die Dosierung des Immuntoxins in Kombination mit Lenalidomid. Die dabei ermittelte maximal tolerierte Dosierung von 100 mg/m2 an den Tagen 1, 8 und 15 eines vierwöchigen Zyklus wurde in der Phase 2 sowohl mit Lenalidomid als auch mit Pomalidomid gegeben.

Ungefähr drei Viertel der Teilnehmer (73 %) erhielt Lenalidomid, die übrigen Pomalidomid als Immunmodulator. In beiden Kohorten betrug die mediane Nachbeo­bachtungszeit etwa zwei Jahre. Ein objektives Ansprechen erreichten 71,7 % bzw. 70,6 % der Teilnehmer; unter Berücksichtigung von Minor Responses ergab sich eine Clinical Benefit Rate von 85 % bzw. 88 %.

Als häufigste Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 traten in beiden Kohorten Neutropenien (22 %), Anämien (16 %) und Thrombozytopenien (11 %) auf. Wegen therapiebedingter Nebenwirkungen mussten 35 der 64 Patienten (55 %) die Behandlung abbrechen. Es gab fünf durch Toxizitäten verursachte Todesfälle, von denen aber keiner mit dem Prüfregime in Verbindung gebracht werden konnte.

Trotz vieler Therapiemöglichkeiten werden dringend neue Optionen für das Multiple Myelom benötigt, weil so gut wie alle Betroffenen rezidiveren und irgendwann refraktär werden, schreiben die Autoren. Eine Kombination mit Indatuximab-Ravtansine könnte die Situation dieser Patienten verbessern.

Quelle: Kelly KR et al. Lancet Haematol 2021; 8: e794-e807; DOI: 10.1016/S2352-3026(21)00208-8

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