Heilmittelreport GKV-Mehrausgaben für Heilmittel machen die Jobs der Praxisinhaber attraktiver
Für den nahezu gleichen Umfang an Heilmittelleistungen wie im Jahr 2017 haben die gesetzlichen Krankenkassen 2020 fast drei Milliarden Euro mehr ausgegeben. Eine Steigerung von 43 %. Das war politisch gewollt. Bei den in rund 80.000 Praxen angestellten Therapeutinnen und Therapeuten kam dieser Preis- und Umsatzsprung allerdings nicht einmal zur Hälfte als Gehaltssteigerung an. Das stellt die Barmer in ihrem aktuellen Heilmittelreport fest.
Dabei wollte Jens Spahn doch die Berufe der Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie attraktiver machen, um die Nachwuchsgewinnung zu fördern. 2017 und 2019 griff der Gesetzgeber tief in die GKV-Systematik ein. Er sorgte u.a. für deutlich höhere Preise und die ärztliche Blankoverordnung. Verträge samt Vergütungsvereinbarungen werden seither bundesweit einheitlich durch den GKV-Spitzenverband abgeschlossen.
„Die Vorgabe des Gesetzgebers wurde vollständig umgesetzt“, notiert die Barmer in ihrem Report. Jedoch: 2021 wird z.B. jede Therapieminute Krankengymnastik um 51 % höher vergütet als 2017; die Gehaltssteigerungen der angestellten Physiotherapeutinnen und -therapeuten außerhalb von Krankenhäusern betrugen seitdem aber lediglich 21 %.
Mittlere Jahresgehälter: 22.000 bis 28.000 Euro
„Hinzu kommt, dass in den Ländern mit den höchsten Ausgaben der Krankenkassen je Versicherten die niedrigsten Gehälter gezahlt werden“, heißt es im Report. Gemeint sind Bundesländer wie Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Nach Angaben der Ersatzkasse werden Physiotherapeutinnen und -therapeuten in Kliniken mit durchschnittlich 31.700 Euro im Jahr weiterhin deutlich besser bezahlt als die Angestellten in Praxen, die im Schnitt in Vollzeit 27.500 Euro erhalten. Zur vollständigen Schließung dieser Lücke von 15 % im Jahr 2020 hätte es „nicht einmal der vollständigen Weitergabe der bisherigen Umsatzsteigerungen durch die Arbeitgeber bedurft“, stellt Professor Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. fest. „Die Absicht des Gesetzgebers, die Gehälter anzugleichen, wurde deutlich unterlaufen.“ Es sei dringend an der Zeit, dass die Milliarden Euro auch dort ankommen, wo sie hingehörten. Bislang zeige sich aber kein anderer Trend.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen eines angestellten Vollzeittherapeuten betrug 2020 in der Logopädie 27.700 Euro (+25,9 % ggü. 2017) und in der Ergotherapie 22.000 Euro (+20,5 %).
Für die Heilmittelversorgung von circa 1,9 Millionen bzw. 21 % ihrer Versicherten gab die Barmer 2020 1,2 Milliarden Euro aus. Davon entfielen rund 73 % auf Physiotherapie, 15 % auf Ergotherapie und 9,5 % auf Logopädie.
Quelle: Pressemitteilung der Barmer