Musterklagen sollen Honorarkürzungen für TI-Verweigerer stoppen
Ernsthafte Sicherheitsbedenken zur Telematik-Infrastruktur (TI) sind der Auslöser für die in einer Pressekonferenz geäußerten Kritik der Freien Ärzteschaft, Medi Geno Deutschland und dem Freien Verband Deutscher Zahnärzte. Wie Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von Medi Geno Deutschland und Medi Baden-Württemberg, berichtete, gab es 2018 bei einer bundesweiten Umfrage zur Installation der Konnektoren in den Praxen 1259 Rückmeldungen. Kritisiert wurden sowohl eine unzureichende Kostenerstattung für die Installation und den Betrieb der Konnektoren als auch technische Probleme. So habe es zum Beispiel in einer großen Praxis in einem Ärztehaus 600 Abstürze gegeben.
Die TI werde größtenteils nicht so aufgebaut, wie sie vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als sicher zertifiziert wurde, kritisiert Jens Ernst, Geschäftsführer Happycomputer GmbH. „Wenn wir eine ordentliche Installation finden, ist das ein Einzelfall.“
Gegen Kürzungsbescheid Widerspruch einlegen
So gebe es offen gelassene Ports in den Konnektoren, die damit nicht besser als ein normaler DSL-Router seien, sagte Ernst. Anti-Viren-Programme und Firewalls würden von den Konnektor-Installateuren abgeschaltet, sicherheitsrelevante Funktionen deaktiviert. Eigentlich müsse der Internetstecker von den Ärzten nach Erstellen der Datenschutzfolgeabschätzung sofort gezogen werden, um nicht gegen die Datenschutzgrundverordnung zu verstoßen. Installationen würden nicht nur von qualifiziertem Personal vorgenommen, sondern u.a. von Zeitarbeitskräften. Der korrekte Anschluss werde nicht einmal bei einem Prozent der Praxen kontrolliert.
Gematik ist überzeugt: Der Konnektor ist sicher
Softwarelösung als Alternative zum unsicheren Konnektor
Alle Beteiligten fordern zudem, Penetrationstests durchführen zu dürfen. Diese gehörten standardmäßig zu den sechs Testmethoden bei der Sicherheitsprüfung von Software und seien in der ISO 27034-1 festgeschrieben. Eigene Tests der Ärzteschaft seien jedoch gesetzlich verboten. Dr. Silke Lüder, Vizevorsitzende der Freien Ärzteschaft, fordert Gesundheitsminister Jens Spahn auf, die Pläne zum „Digitale Versorgung Gesetz“ zu stoppen. Es sei an der Zeit, Konsequenzen aus den Pannen bei der TI zu ziehen. An vielen Stellen sei im geplanten Gesetz von Zwang und Sanktionen die Rede, der Druck auf die Ärzteschaft werde nochmals erhöht, kritisiert die Hamburger Ärztin.Medical-Tribune-Bericht