COPD: Ernährungsverhalten beeinflusst Inzidenz und Verlauf
Etwa 25 % der Patienten mit mittelgradiger und schwerer COPD weisen einen zu niedrigen BMI und eine zu geringe fettfreie Masse auf, was ihre Prognose erheblich beeinflusst. Untergewichtige haben einen beeinträchtigten pulmonalen Status, eine verminderte Zwerchfellmasse, eine geringere Leistungsfähigkeit und eine höhere Mortalität als diejenigen, die ausreichend ernährt sind, schreibt Marina Duller vom Otto-Wagner-Spital Wien. Aber auch bei normalgewichtigen COPD-Kranken liegt häufig eine veränderte Körperzusammensetzung mit zu wenig Muskelmasse vor.
Prinzipiell gibt es zwei Hauptursachen der Unterernährung: die unzureichende Kalorienaufnahme bei normalem Stoffwechsel und der Hypermetabolismus bzw. die katabole Stoffwechsellage bei ausreichender oder sogar erhöhter Nährstoffzufuhr. Zu Letzteren tragen bei COPD-Patienten u.a. folgende Faktoren bei:
- erhöhter Energieverbrauch in Ruhe und bei körperlicher Aktivität durch vermehrte Atemarbeit
- chronische, entzündliche katabole Aktivität
- erhöhte nährstoffinduzierte Thermogenense
- systemische Therapie mit Glukokortikosteroiden
Was sich mit Ernährung bei COPD ausrichten lässt, wurde in mehreren epidemiologischen Studien dokumentiert. So zeigt eine prospektive Studie mit rauchenden COPD-Patienten, dass die Dyspnoe-Prävalenz und Emphysemraten bei denjenigen niedriger liegen, die sich mediterran ernähren, d.h. viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Olivenöl und zugleich wenig gesättigte Fettsäuren und rotes bzw. prozessiertes Fleisch zu sich nehmen.
Ein ähnlich zusammengesetzter Speiseplan korrelierte in einer Analyse, die Daten der US Nurses Health Study und der Health Professional Follow-up Study nutzte, mit einer langfristig um etwa ein Drittel geringeren Rate von COPD-Neuerkrankungen. In einer weiteren Arbeit ging eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukten im Vergleich zu anderen Ernährungsweisen mit einer besseren Lungenfunktion von COPD-Patienten einher. Vermutlich tragen die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften von z.B. Gemüse, Obst, Nüssen und Fisch zur Entlastung des Organismus bei, schreibt Marina Duller.
Weg mit dem Übergewicht
Schlechte Lungenfunktion vom Fleischkonsum?
Ein „westlicher“ Ernährungsstil mit bevorzugtem Konsum von verarbeitet angebotenen Lebensmitteln bzw. Fastfood scheint hingegen die Entwicklung einer COPD zu fördern. Auch soll v.a. der Verzehr von prozessiertem bzw. nitritgepökeltem Fleisch mit einer verschlechterten Lungenfunktion respektive COPD assoziiert sein und der vermehrte Konsum von prozessiertem Fleisch COPD-Inzidenz und Exazerbationsrisiko erhöhen.Poststationäre Betreuung scheint erforderlich zu sein
Wenn also offenbar der Ernährungsstil die COPD beeinflussen kann, was ist mit gezielten Ernährungsinterventionen zu erreichen? Antworten liefert u.a. eine placebokontrollierte Studie mit 56 COPD-Patienten, die aufgrund einer Exazerbation hospitalisiert waren. Sie erhielten energie- und proteinreiche Nahrungsergänzungsmittel, da ihr BMI entweder < 22 kg/m2 lag oder sie bei einem BMI < 25 kg/m2 mehr als 5 % Gewicht im letzten Monat oder mehr als 10 % in den letzten sechs Monaten verloren hatten. Zwar besserte sich durch die Intervention der Ernährungszustand der Patienten, bei Lungenfunktion oder Muskelkraft änderte sich hingegen gar nichts. Um den Gesundheitszustand zu verbessern, ist womöglich eine zusätzliche poststationäre ambulante Ernährungsbetreuung erforderlich, lautete die Schlussfolgerung.Extrapulmonale COPD-Komplikationen
- oxidativer Stress
- aktivierte Entzündungszellen (Neutrophile/Lymphozyten)
- erhöhte Spiegel von Zytokinen und Akutphaseproteinen
- erhöhter Grundumsatz
- abnorme Körperzusammensetzung
- abnormer Aminosäurestoffwechsel
- Verlust an Muskelmasse
- abnorme Struktur bzw. Funktion
- Bewegungseinschränkungen
- kardiovaskuläre, nervale, osteoskelettale Auswirkungen
Quelle: Duller M. J Pneumolog 2018; 6: 21-28