Erhöhte Suizidgefahr nach Gehirnerschütterung
Die Gehirnerschütterung als leichte Form des akuten Hirntraumas führt zu vorübergehenden neurologischen Funktionsstörungen, die in der Regel nach einer Woche wieder verschwunden sind. Etwa ein Viertel der Patienten entwickelt allerdings chronische neuropsychiatrische Symptome wie Ängste und Depressionen, die über Jahre anhalten können.
Dr. Michael Fralick und Kollegen von der Universität Toronto wollten wissen, ob damit möglicherweise auch eine erhöhte Suizidgefahr einhergeht. Dazu werteten sie Daten aus zehn Kohortenstudien mit mehr als 700 000 Patienten sowie über 6,2 Millionen Kontrollen, fünf Querschnittstudien und zwei Fall-Kontrollstudien aus.
Nach einer Gehirnerschütterung (oder einem anderen leichten Schädelhirntrauma) lag das Suizidsrisiko doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Kopftrauma. Auch die Raten von Selbsttötungsversuchen und -gedanken waren erhöht.
Es fehlt an Strategien zur Prävention
In zwei Studien mit einer mittleren Beobachtungszeit von rund vier Jahren setzten 0,6 % der Hirntraumapatienten ihrem Leben ein Ende. Die erhöhte Suizidgefahr wurde sowohl bei Militärangehörigen als auch bei Zivilisten beobachtet. Strategien, um das Risiko effektiv zu reduzieren, fehlen bisher. Dazu muss man in weiteren Studien ermitteln, welche Personen besonders gefährdet sind, schreiben die Autoren.
Quelle: Fralick M et al. JAMA Neurol 2018; online first