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Bei Endokarditis-Verdacht nicht lange mit der Antibiose fackeln

„Von allen kardialen Infektionen fürchten wir am meisten die Endokarditis“, betonte Dr. Wolfgang Heinz, Innere Klinik I, Karl-Olga Krankenhaus, Stuttgart. Denn nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann die Infektion innerhalb kurzer Zeit die Herzklappen zerstören. Sie betrifft Männer weitaus häufiger als Frauen, wobei nahezu die Hälfte von ihnen keine kardialen Vorerkrankungen hat.
Meist manifestiert sich eine Endokarditis kardial, aber auch zerebrale Symptome sind keine Seltenheit und erfordern ein CT oder MRT vom Kopf. Ansonsten umfasst die Diagnostik folgende Punkte:
- ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung
- Funduskopie
- Röntgenthorax
- Labor (mit mind. zwei Blutkulturen)
- EKG
Klinische Diagnosekriterien | |
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Major |
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Minor |
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Die Diagnose gilt als gesichert, wenn folgende Befundkonstellation vorliegt: 2 Major- oder 1 Major- und 3 Minor- oder 5 Minor-Kriterien |
Besserung in vier Tagen spricht gegen die Entzündung
Nicht jeder Patient benötigt gleich ein Schluckecho – ausgenommen Klappenträger. Die zentrale Bildgebung bei Verdacht auf eine Endokarditis ist die transthorakale Echokardiographie (TTE). Wer in seiner Praxis gerade kein TTE zur Hand hat, kann bei einem Verdacht ruhig den Abdomenschallkopf draufhalten und anschließend den Patienten an den Spezialisten überweisen, sagte der Experte. Bestätigt sich der Endokarditisverdacht im TTE, folgt als Nächstes ein transösophageales Echo (TEE). Gleiches gilt, wenn die Herzklappen im TTE unauffällig sind, aber dennoch aufgrund der Klinik ein Restzweifel bleibt.
Hinter der Entzündung stecken zu 80 % Staphylokokken oder Streptokokken, weshalb man bereits bei Verdacht auf eine infektiöse Endokarditis eine empirische Therapie beginnen sollte, ohne den Erregernachweis abzuwarten. Hat der Patient native Klappen, gibt man Ampicillin + Flucloxacillin + Gentamicin; bei Penicillinallergie Vancomycin + Gentamicin. Klappenprothesenträger erhalten Vancomycin + Gentamicin + Rifampin. Bessern sich die Symptome bereits innerhalb von vier Tagen, lag vermutlich keine Endokarditis vor.
Eine eher schlechte Prognose haben vor allem ältere, gebrechliche Patienten mit Komorbiditäten, Klappenersatz oder Diabetes. Bei dieser Personengruppe muss besonders schnell gehandelt werden, damit die Infektion nicht mit einer Herz- oder Niereninsuffizienz, einem ischämischen Schlaganfall oder einer Hirnblutung endet.
Prophylaxe auch vor einer Zahnwurzelbehandlung
Zudem können infolge einer Streuung zerebrale Probleme bis hin zum septischen Schock auftreten. Falls sich ein Herzversagen oder eine Sepsis nicht mehr konservativ behandeln lassen, bleibt als Ultima Ratio der operative Eingriff durch den Kardiochirurgen. Die Endokarditisprophylaxe ist mittlerweile nur noch einer kleinen Gruppe von Hochrisikopatienten vorbehalten. Zu diesen zählen laut den aktuellen Europäischen Leitlinienempfehlungen Personen mit Klappenprothese, nach einer Endokarditis oder mit nicht operativ korrigierten zyanotischen kongenitalen Vitien. Sie sollte auch erfolgen, wenn eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt ansteht. Als Prophylaxe wird einmalig 2 g Amoxicillin oder Ampicillin oral oder i.v. 30–60 Minuten vor dem Eingriff verabreicht.
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