Blasenkarzinom: Wer profitiert nicht von der Checkpoint-Blockade?
Im Rahmen einer multizentrischen Studie untersuchte die Arbeitsgruppe um PD Dr. Florian Roghmann von der Klinik für Urologie des Marien-Hospitals in Herne den prognostischen Stellenwert von Mutationen und Fusionen im FGFR*3-Gen sowie in der mRNA-Expression von FGFR2 und FGFR3 unter immunonkologischer Therapie mit PD(-L)1-Antikörpern.
Analysiert wurden die Daten von 65 überwiegend männlichen Patienten mit metastasierten Tumoren der Harnblase oder des oberen Harntrakts, die zwischen 2016 und 2018 an einer von fünf deutschen Unikliniken mit Checkpoint-Inhibitoren behandelt worden waren. Bei elf der 65 Patienten (16,9 %) konnten die Forscher FGFR-Alterationen im Tumorgewebe nachweisen, die in allen Fällen zu einer mRNA-Überexpression von FGFR3 führten. Beim Gros der Veränderungen handelte es sich um Mutationen; nur bei zwei Patienten lag eine Fusion vor, berichtete Dr. Roghmann.
Das Vorhandensein einer solchen Alteration war nicht mit einem besseren Outcome unter Checkpoint-Inhibition assoziiert: Die Kaplan-Meier-Kurven für das tumorspezifische Überleben verliefen bei positivem wie negativem FGRF3-Mutationsbefund weitgehend deckungsgleich. Anders sah es bei hoher mRNA-Expression des FGFR2 aus. Diese Überexpression ging mit einem besseren krebsspezifischen Überleben im Vergleich zu einer geringeren Expression einher.
Überexprimiertes FGFR2 spricht für bessere Prognose
Die kombinierte Analyse von FGFR-Alterationen und FGFR-mRNA-Expression ermöglichte eine verbesserte Vorhersage für den Erfolg einer Checkpoint-Inhibition. Patienten mit niedriger mRNA-Expression von FGFR2 und mit alteriertem FGFR3-Gen (n = 7) schnitten hinsichtlich des krebsspezifischen Überlebens am schlechtesten ab. Das längste krebsspezifische Überleben wiesen Patienten mit alleiniger mRNA-Überexpression von FGFR2 auf. Erkrankte, die sowohl eine FGFR3-Alteration als auch eine mRNA-Überexpression von FGFR2 hatten, nahmen eine Mittelstellung ein.
Teilnehmer mit niedriger mRNA-Expression von FGFR2, aber hoher FGFR3-Expression wurden anhand ihres schlechten krebsspezifischen Überlebens trotz immunonkologischer Therapie als Hochrisikogruppe definiert. Diese Patienten stellten mit 40 % einen großen Anteil der Gesamtkohorte. Sie eignen sich laut dem Kollegen prinzipiell für eine Behandlung mit FGFR-Inhibitoren. Durch standardisierte FGFR-mRNA-Analysen könnte damit ein Zielkollektiv für die Behandlung mit FGFR-Inhibitoren identifiziert werden. Dieses war in der Studie doppelt so groß wie das Kollektiv, das der alleinige Test auf FGFR-Alterationen ergab, schlussfolgerte Dr. Roghmann.
* fibroblast growth factor receptor
Quelle: Roghmann F et al. Best of DGU 2020; Abstract V16.2