Inkontinenz: Biofeedback ohne Zusatznutzen – einfaches Beckenbodentraining genügt
Jede dritte Frau leidet an unkontrolliertem Harnverlust – sei es in Form einer Belastungsinkontinenz (z.B. beim Niesen), einer Dranginkontinenz oder einer Kombination beider Pathologien. Diese Patientinnen können dem Urinverlust durch ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur entgegenwirken. Ein zusätzliches elektromyographisches Biofeedback-Programm bringt dabei keine weiteren Vorteile, berichtet ein Team britischer Forscher um Professor Dr. Suzanne Hagen von der Universität Glasgow.
Nachdem vorangegangene Untersuchungen widersprüchliche Ergebnisse zum Nutzen des Biofeedbacks erbracht hatten, haben die Wissenschaftler die Technologie nun im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie geprüft. 600 Frauen mit einer Belastungs- oder gemischten Inkontinenz absolvierten über einen Zeitraum von 16 Wochen unter Anleitung eines Kontinenztherapeuten ein Beckenbodentraining.
Keine relevanten Unterschiede zwischen den Gruppen
Die Hälfte der Frauen wandte zusätzlich ein Biofeedback-Gerät an: Eine Vaginalsonde misst dabei die elektrische Aktivität der Beckenbodenmuskulatur und zeigt der Patientin über einen Monitor an, ob sie die Übungen korrekt ausführt.
Zwei Jahre nach Studienbeginn trainierten noch rund 49 % der Patientinnen der Biofeedback-Gruppe sowie 43 % der Kontrollen regelmäßig. Bezüglich der subjektiven Inkontinenzschwere nach 24 Monaten unterschieden sich die Gruppen nicht. Gleiches galt für den Anteil der beschwerdefreien Frauen, den Anteil derer mit einer deutlichen Symptombesserung sowie die Lebensqualität. Auch im Hinblick auf die Kontraktionskraft brachte das Biofeedback keinen Vorteil.
Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler eine routinemäßige Anwendung elektromyographischer Biofeedback-Systeme nicht. Stattdessen, so ihre Einschätzung, sollte nach Wegen gesucht werden, um die Effekte des Muskeltrainings zu maximieren.
Quelle: Hagen S et al. BMJ 2020; 371: m3719; DOI: 10.1136/bmj.m3719