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Aggressive Lipidsenkung mindert das Rezidivrisiko ischämischer Schlaganfälle
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Nach ischämischen Schlaganfällen, so die Empfehlung der Fachgesellschaften, soll die „intensive Senkung“ der LDL-Cholesterin-Plasmakonzentration erfolgen. Um zu klären, wie aggressiv man dabei vorgehen sollte, nahm das Team um Professor Dr. Pierre Amarenco vom Hôpital Bichat in Paris mehr als 2800 Patienten in eine randomisierte Studie auf. Bei allen Teilnehmern war kurz zuvor ein akuter ischämischer Schlaganfall oder eine transitorisch-ischämische Attacke aufgrund einer Atherosklerose aufgetreten.
Die Wissenschaftler wiesen jeweils die Hälfte der Patienten nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Behandlungsgruppen zu. In der Ersten strebten die Ärzte eine Konzentration des LDL-Cholesterins von weniger als 70 mg/dl an, für Gruppe 2 legten sie einen Zielkorridor von 90–110 mg/dl fest. Als Fettsenker erhielten die Teilnehmer ein Statin, bei Bedarf zusätzlich Ezetimib. Zu Beginn der Studie lag der mittlere LDL-Wert der Patienten bei 135 mg/dl. Nach medianen dreieinhalb Jahren war in der Gruppe 1 der Wert auf 65 mg/dl gesunken, in Gruppe 2 auf 96 mg/dl.
Tatsächlich erlitten die Patienten mit niedrigerem Zielwert signifikant seltener kardiovaskuläre Komplikationen (8,5 % vs. 10,9 %), wozu die Wissenschaftler erneute ischämische Insulte, Herzinfarkte, Revaskularisationen von Koronar- oder Hirngefäßen und kardiovaskuläre Todesfälle zählten. Neue Diabetesfälle oder Hirnblutungen waren in Gruppe 1 nicht signifikant häufiger aufgetreten als bei den weniger intensiv Therapierten. Eine frühere Studie hatte solche Befürchtungen aufkommen lassen.
Liegt es wirklich nur am niedrigen LDL?
Zwar traten Herz-Kreislauf-Ereignisse insgesamt in der Gruppe mit niedrigeren Zielwerten seltener auf, schreibt der Neurologe Dr. Lawrence R. Wechsler von der University of Pittsburgh in einem Editorial. Letzten Endes lasse sich aber keine Aussage darüber treffen, ob es tatsächlich das niedrige LDL-Cholesterin ist, das vor neuen Hirninfarkten schützt. Möglicherweise entfalten Statine ihre schützende Wirkung bei bestehender Atherosklerose auch auf einer anderen Ebene.
Quellen:
1. Amarenco P et al. N Engl J Med 2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1910355
2. Wechsler LR. A.a.O.; DOI: 10.1056/NEJMe1914757
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Verwandte Links
- A Comparison of Two LDL Cholesterol Targets after Ischemic Stroke Amarenco P et al. N Engl J Med 2019
- Statins and Stroke — It’s Complicated Wechsler LR. A.a.O.