Melanom: Toxizität begleitet Behandlungserfolg

Birgit-Kristin Pohlmann

Je mehr Nebenwirkungen bei der Behandlung eines Melanoms, desto besser. Je mehr Nebenwirkungen bei der Behandlung eines Melanoms, desto besser. © iStock/Nasekom

Nebenwirkungen sind für Patienten eine Last. Doch bei der Melanomimmuntherapie sprechen sie für ein besseres Ansprechen. So gehen u.a. Exantheme und Vitiligo mit einer besseren Wirkung einher. Auch der Grad und die Anzahl der Toxizitäten beeinflusst die Prognose.

Generell scheint ein positiver Zusammenhang zwischen dem Auftreten von immunvermittelten Nebenwirkungen und dem Therapieerfolg mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor zu bestehen. Das verdeutlichen nun auch Untersuchungen bei Melanompatienten. Einige Toxizitäten scheinen demzufolge eine stärkere Assoziation mit dem Outcome zu haben als andere. Die Erkenntnisse könnten genutzt werden, um Betroffenen den Umgang mit Nebenwirkungen zu erleichtern und sie zu motivieren, adhärent zu bleiben, erläuterte Professor Dr. Selma­ Ugurel­, Klinik für Dermatologie, Universitätsmedizin Essen. Bereits im Jahr 2015 hatte eine Publikation bei Menschen mit metastasiertem Melanom ergeben, dass 36 % der Patienten mit immunvermittelten Grad-3/4-Nebenwirkungen auf Ipilimumab angesprochen hatten. Von den Teilnehmern ohne Grad-3/4-Nebenwirkungen hingegen nur 5 %.

Längstes Gesamtüberleben ab drei Nebenwirkungen

Eine Korrelation mit dem Behandlungserfolg zeigte sich mittlerweile in weiteren retrospektiven Analysen auch für die PD1-Inhibition, für die Kombination aus PD1- und CTL4-Inhibition sowie für die adjuvante Therapiesituation, berichtete Prof. Ugurel. So ergab eine Untersuchung bei Patienten mit inoperablem bzw. metastasiertem Melanom, dass unerwünschte Ereignisse jeglichen Grades mit einer längeren Überlebenszeit zusammenhingen (p < 0,001). Darüber hinaus korrelierte die höhere Anzahl immunvermittelter Nebenwirkungen mit einem längeren Gesamtüberleben: Teilnehmer mit drei bis sieben Toxizitäten überlebten nicht nur deutlich länger als jene ohne, sondern auch als jene mit ein bis zwei Nebenwirkungen (jeweils p < 0,001).

Besonders stark waren laut der Dermatologin Exantheme und Vitiligo mit einem besseren Gesamtüberleben assoziiert. Kein Zusammenhang bestand mit dem Auftreten von Endokrinopathien, Colitis, Diarrhö und Pneumonitis. Im Rahmen der Analyse wurde zudem eine zeitabhängige Cox-Regressionsanalyse durchgeführt – denn: Je länger ein Patient behandelt wird, desto mehr Nebenwirkungen können insgesamt auftreten. Eine zeitabhängige Auswertung sei daher ein wichtiger Faktor für valide Ergebnisse, betonte Prof. Ugurel. Die Analyse untermauerte die Daten.

Wie weitere Untersuchungen bestätigen, scheinen kutane immunvermittelte Nebenwirkungen wie Vitiligo und Pruritus besonders deutlich mit dem Therapieerfolg zu korrelieren (p < 0,001). Vergleicht man die kutanen unerwünschten Ereignisse untereinander, besteht die deutlichste Assoziation mit der Über­lebenszeit bei den Vitiligopatienten. Ob die kutanen Nebenwirkungen mit topischen oder systemischen Steroiden bzw. ob sie überhaupt mit Steroiden behandelt wurden, beeinflusst der Referentin zufolge den Therapieerfolg nicht.

Zur weiteren Validierung der Datenlage empfahl Prof. Ugurel Untersuchungen von großen multizentrischen Patientenkollektiven, zum Beispiel auf Basis von Real-World-Registerdaten. Sie verwies auf das ADOReg, das bundesweit größte prospektive klinische Register in der dermatologischen Onkologie, in dem Nebenwirkungen detailliert erfasst werden. Über 75 % zertifizierte Hauttumorzentren nehmen daran bereits teil.

Quelle: Ugurel S. 30. Deutscher Hautkongress Virtuell; Sitzung 19

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Je mehr Nebenwirkungen bei der Behandlung eines Melanoms, desto besser. Je mehr Nebenwirkungen bei der Behandlung eines Melanoms, desto besser. © iStock/Nasekom