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Asthmaanfälle richtig einschätzen und Exazerbationen verhindern

Meist werden Asthmaanfälle durch externe Einflüsse verursacht, z.B. Allergien, Infektionen, Luftverschmutzung, Stress sowie eine unzureichende Vortherapie. Aber es kann auch ohne bekannte Risikofaktoren jederzeit zu einer akuten Exazerbation kommen, warnte Professor Dr. Roland Buhl, Universitätsmedizin Mainz, III. Medizinische Klinik und Poliklinik.
Reden Patienten keine ganzen Sätze, ist der Anfall schwer
Bei der leichten bis mittelschweren Exazerbation kann der Patient noch in ganzen Sätzen sprechen, die Atemfrequenz liegt unter 25/min, die Herzfrequenz unter 110/min und der Peak Flow ≥ 50 % des persönlichen Bestwerts. Behandelt wird mit 2–4 Hüben eines kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums (SABA-Dosieraerosol, ggf. mit Spacer). Bei Bedarf wird diese Maßnahme nach 10–15 Minuten wiederholt. Außerdem erhält der Patient 20–25 mg/d orales Prednisolon über drei bis fünf Tage. Es kann danach ohne Ausschleichen abgesetzt werden.
Schwere Asthmaanfälle sind vor allem daran zu erkennen, dass der Patient nur noch Satzteile oder Worte in einem Atemzug herausbringt (Sprech-Dysphonie). Die Atemfrequenz ist mit ≥ 25/min erhöht, ebenso die Herzfrequenz (≥ 110/min). Zur Initialtherapie gehört die Sauerstoffgabe per Nasensonde (2–4 l O2/min) mit dem Ziel, eine SaO2 von 92–95 % zu erreichen.
Auch in diesem Fall wird mit Bronchodilatator (SABA) behandelt – initial 4–5 Hübe, die der Patient nach 10–15 Minuten wiederholen kann. Das Prednisolon wird bei schweren Anfällen auch höher dosiert (50–100 mg) und oral oder intravenös verabreicht. Bei Bedarf erhält der Patient zusätzlich Ipratropiumbromid – entweder 0,5 mg über einen Vernebler oder 4 Hübe (80 µg) als Dosieraerosol. Wichtig ist, dass man den Patienten im Auge behält, bis sich sein Zustand gebessert hat. Passiert dies nicht, ist eine unmittelbare stationäre Einweisung indiziert.
Bei lebensbedrohlichen Asthma-Exazerbationen findet sich typischerweise nur noch ein sehr geringes oder gar kein Atemgeräusch (stille Lunge).
Risikofaktoren gezielt ansprechen
Der Patient ist zyanotisch, erschöpft und eventuell verwirrt. Hinzu kommen Bradykardie und Blutdruckabfall sowie eine sehr schlechte Lungenfunktion: Der Peak Flow liegt unter 33 % des persönlichen Bestwerts, die Sauerstoffsättigung unter 92 %. Ein ernstes Warnzeichen ist der Anstieg des CO2-Partialdrucks über 45 mmHg, er signalisiert, dass die Lunge das Kohlendioxid nicht mehr abatmen kann. Lebensbedrohliche Asthma-Anfälle sind zwar selten geworden, aber es gibt sie noch, erinnerte Prof. Buhl. Betroffene Patienten müssen mit Notarztbegleitung ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Neben der Therapie akuter Anfälle kommt es entscheidend auf die Prävention an. Risikofaktoren sind unkontrolliertes Asthma, häufiger SABA-Gebrauch und eine inadäquate Behandlung mit inhalativen Steroiden (ICS). Dazu zählt die fehlende ICS-Verordnung ebenso wie auf Patientenseite Defizite bei der Inhalationstechnik und Adhärenz. Besonders wichtig ist die regelmäßige ICS-Applikation für Anfallspatienten. Eine schlechte Lungenfunktion, insbesondere ein niedriges FEV1 (< 60 % vom Sollwert) und Eosinophilie steigern ebenfalls die Exazerbationsgefahr. Selbstverständlich müssen Trigger wie Zigarettenrauch oder Allergene trotz Sensibilisierung gemieden werden.
Prävention in fünf Punkten
- regelmäßige ICS-(Kombinations-) Therapie, sogar bei niedriger Symptomlast (auf Therapietreue achten!)
- Schulung in der Inhalationstechnik
- Schulung im Asthma-Selbstmanagement
- individuelle Risikofaktoren erkennen und benennen
- nicht-pharmakologische Interventionen (z.B. Impfungen, Rauchstopp, Allergene vermeiden)
Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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