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Rheuma: Autoimmunerkrankungen entzünden auch den Gastrointestinaltrakt

Rheumatiker haben an vielen Fronten zu kämpfen. So befallen rheumatoide Erkrankungen häufig das gastrointestinale System. Die rheumatoide Arthritis (RA) manifestiert sich dort z.B. dominierend über oropharyngeale Probleme. Mit einem Anteil von 75 % liegt die Larynxbeteiligung hierbei hoch.
Fast jeder Fünfte leidet an Mundtrockenheit. Bei anderen verursacht Arthritis im Kiefergelenk Kauschmerzen oder Abnormitäten der Halswirbelsäule führen zu Schluckstörungen. Betroffene klagen über Fremdkörpergefühl, Heiserkeit, Dysphagie und Dyspnoe – bis hin zur Asphyxie, schreibt Professor Dr. Tilo Andus von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und Internistische Onkologie am Klinikum Stuttgart. Vorhandene Schluckbeschwerden erschweren zudem die orale Einnahme von Medikamenten (cave Bisphosphonate!).
Eine frühe Diagnose ist essenziell, bevor der Zustand irreversibel wird. Mittels Laryngoskopie lassen sich Ödeme, Motilitätsstörungen, Rheumaknoten im M. vocalis sowie eine Arthritis des Cricoarythaenoidgelenks detektieren. Eine zusätzliche CT liefert Hinweise zu Erosionen oder Subluxationen. Therapeutisch können sie auf Medikamente bzw. Logopädie zurückgreifen, manchmal geht es aber nicht ohne OP.
Entsteht durch die RA eine Vaskulitis, kommt es unter Umständen zu ischämischen Krankheiten. Hier sind Cholezystitis, Appendizitis, Ulzera, Pankolitis, Infarkte oder Hämorrhagie durch beschädigte Viszeralaneurismata zu nennen. Auch andere rheumatoide Erkrankungen können die gastroenterologische Funktionalität teilweise schwerwiegend beeinflussen.
Spondyloarthritis erhöht die Darmpermeabilität
Das adulte Still-Syndrom ist häufig mit einer asymptomatischen Hepatitis verbunden. Allerdings sind fulminante Verläufe möglich, die bei akutem Leberversagen eine Transplantation erfordern.
Die verminderte Speichelsekretion beim Sjögren-Syndrom führt zu oralen Sicca-Beschwerden mit Xerostomie, Dysgeusie, Zahnschäden und Cheilitis. Dr. Andus rät diesen Patienten, auf gute Mundhygiene zu achten, öfter kleinere Mengen Wasser zu trinken und zuckerfreie Kaugummis zu kauen. Aufs Rauchen sollte man unbedingt verzichten. Sekretagoga (Pilocarpin, Cevimeline, Bromhexin) können bei der Therapie hinzukommen. Komplikationen betreffen meist Leber (asymptomatische Enzymanstiege) oder Gallenwege (primär biliäre Cholangitis).
Patienten mit Spondyloarthritis haben nachweislich eine erhöhte Darmpermeabilität, chronisch entzündliche Darmerkrankungen treten entsprechend gehäuft auf. Per Kapselendoskopie lassen sich vermehrt Erythreme, Aphthen, Ulzera und Erosionen, koloskopisch zudem mikroskopische Entzündungen nachweisen. Ein erhöhtes Risiko tragen Männer sowie Patienten mit aktiver Entzündung und axialer Spondyloarthropathie. Des Weiteren besteht der Verdacht, dass auch umgekehrt eine chronische Darmentzündung eine Progression der Spondyloarthritis fördert.
Der systemische Lupus erythematodes verschont den Magendarmtrakt ebenfalls nicht. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind mitunter erste Anzeichen. Im chronischen Verlauf kommt es u.a. zu Enteropathie, Hypalbuminämie oder Zottenatrophie. Die SLE äußert sich häufig über orale Läsionen, schwieriger gestaltet sich dagegen, auftretende akute Bauchschmerzen differenzialdiagnostisch abzugrenzen, da diese manchmal behandlungsbedingt auftreten oder verschiedene andere Ursachen haben. Im Zweifel also frühzeitig laparotomieren.
Wann PPI unverzichtbar sind
Quelle: Andus T. internistische Praxis 2018; 59: 574-582
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