COVID-19 bei Kindern: Infektionen mit dem Coronavirus verlaufen meist mild

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Die mit dem Coronavirus infizierten Kinder wurden nach dem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt in weitere zwei Wochen häusliche Quarantäne entlassen. Die mit dem Coronavirus infizierten Kinder wurden nach dem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt in weitere zwei Wochen häusliche Quarantäne entlassen. © Gargonia – stock.adobe.com

Allgemein wird angenommen, dass Kinder weniger schwer an COVID-19 erkranken als Erwachsene – systematische Untersuchungen dazu waren bislang Mangelware. Nun haben chinesische Ärzte eine Analyse von 36 pädiatrischen Fällen vorgelegt. Sie bestätigt: Bei den meisten Kindern verläuft die Erkrankung milde.

Gemäß der geltenden Vorgaben wurden an drei Krankenhäusern der Provinz Zhejiang (rund 900 km östlich von Wuhan) alle Personen auf SARS-CoV-2 getestet, die bei der Vorstellung Husten, Fieber und einen auffälligen radiologischen Befund zeigten, oder die sich in einem Epidemiegebiet aufgehalten hatten oder engen Kontakt zu einer infizierten Person gehabt hatten. Auf diese Weise wurden zwischen dem 17. Januar und dem 1. März 661 Fälle von COVID-19 identifiziert, darunter 36 Kinder zwischen 1 und 16 Jahren (5 %). Deren Daten haben Ärzte nun retrospektiv ausgewertet.

Das Durchschnittsalter der positiv getesteten Kinder betrug rund acht Jahre. Zwei Drittel der jungen Patienten waren männlich. Vorerkrankungen waren nicht bekannt. Bei 32 der 36 Kinder (89 %) war mindestens ein weiteres Familienmitglied infiziert, bei dem sich die Kinder offenbar angesteckt hatten. Zwölf der jungen Infizierten (33 %) hatten sich in einem Epidemiegebiet aufgehalten. Bei acht der Kinder traf beides zu.

Häufige Symptome bei der Erstvorstellung waren Fieber (36 %) und trockener Husten (19 %). Von den Patienten mit Fieber lag die Temperatur bei vier Kindern über 38,5 °C, bei den übrigen neun zwischen 37,5 und 38,5 °C. Weitere Symptome bei der Erstvorstellung umfassten u.a. Halsschmerzen (6 %), Dyspnoe oder Tachypnoe (3 %) und Erbrechen oder Durchfall (6 %). Bei elf Kindern (31 %) war die Kreatinkinase erhöht, ebenfalls elf Patienten (31 %) hatten verminderte Lymphozyten, sieben Kinder (19 %) wiesen eine Leukopenie auf und in sechs Fällen (17 %) war das Procalcitonin erhöht.

19 Patienten (53 %) erkrankten an einer milden Pneumonie, nachgewiesen durch Michglasinfiltrate im CT, davon hatten elf (31 %) Fieber oder Husten. Sieben Kinder (19 %) zeigten Symptome einer akuten Infektion der oberen Atemwege, zehn der jungen Infizierten (28 %) blieben asymptomatisch. Zu schweren oder kritischen Verläufe kam es nicht.

Alle Patienten erhielten zweimal am Tag Interferon-α als Aerosol und 14 Kinder (davon zwölf mit Pneumonie) zusätzlich zweimal am Tag Lopinavir/Ritonavir. Fünf der Kinder mit Pneumonie und eines mit einem milden Verlauf mussten mit Sauerstoff behandelt werden. Die Pneumonien verbesserten sich vier bis zehn Tage nach Behandlungsbeginn; bei den 13 Patienten mit Fieber betrug die Dauer des Fiebers im Schnitt drei Tage.

Der RT-PCR-Test auf SARS-CoV-2 wurde durchschnittlich zehn Tage nach Behandlungsbeginn negativ, unabhängig von den initialen Symptomen. Im Schnitt mussten die Kinder 14 Tage im Krankenhaus bleiben. Alle wurden im Anschluss als geheilt in eine zweiwöchige häusliche Quarantäne entlassen.

Neben auffälligen Röntgen- und CT-Befunden waren verminderte Lymphozyten, erhöhte Körpertemperatur, hohe Procalcitonin-Werte, erhöhte D-Dimere und erhöhte Kreatinkinase mit einem schwereren Verlauf von COVID-19 assoziiert. Im Vergleich zu erwachsenen Patienten aus derselben Region zeigten die Kinder mildere klinische Verläufe.

Die Autoren schließen, dass – obwohl Fieber, trockener Husten und milde Pneumonien auch bei Kindern typische Manifestationen sind – fast die Hälfte der pädiatrischen Patienten weder offensichtliche Symptome noch auffällige radiologische Befunde zeigte. Eine Identifikation von pädiatrischen Patienten ohne klare epidemiologische Informationen ist deshalb schwierig.

Quelle: Qiu H et al. Lancet Infect Dis 2020; DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30198-5