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Extraglandulären Sjögren wie Lupus behandeln
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Lungenbeteiligung: UIP = usual interstitial
pneumonia; NSIP = non-specific interstitial pneumonia; DIP = desquamative interstitial pneumonia; CPFE = combined pulmonary fibrosis and emphysema"
Mit einer Prävalenz von 1:100 bis 1:1000 gilt das primäre Sjögren-Syndrom (pSS) als häufigste Kollagenose. Die Autoimmunerkrankung trifft Frauen etwa zehnmal häufiger als Männer, meist erkranken Patienten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, schreiben Dr. Diana Ernst und Professor Dr. Torsten Witte von der Klinik für Rheumatologie und Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Pathophysiologisch wird eine Kombination aus genetischer Prädisposition und Umweltfaktoren vermutet, histologisch liegt eine Autoimmunepithelitis vor. Das Hauptsymptom ist die nachweisbare Trockenheit von Mund und Auge, ausgelöst durch eine chronische Entzündung der Tränen- und Speicheldrüsen. Durch infiltrierende zytotoxische T-Zellen gehen die Drüsen im Laufe der Zeit zugrunde. Extraglandulär kann sich das pSS praktisch überall niederschlagen. Am häufigsten beobachtet man:
- Befall der Gelenke (Arthralgien mit Morgensteifigkeit, Arthritis)
- Kleingefäßvaskulitis
- Polyneuropathie
- interstitielle Lungenerkrankung
- interstitielle Nephritis
- Myalgien
- Fatigue
Betroffene haben zudem ein etwa 15-fach erhöhtes Lymphomrisiko.
Diagnose mit Antikörpern, Histologie oder Sonographie
Sichere Diagnosekriterien existieren nicht für das pSS. Sich an der amerikanischen Klassifikation orientierend fordert man hierzulande mindestens den Nachweis von Antikörpern gegen die Kernproteine SS-A/Ro oder eine fokale lymphozytäre Sialadenitis mit ≥ 1 Fokus/4 mm2 plus eine objektivierbare Sicca-Symptomatik (s. Kasten).
Die Trockenheit erfassen
- vorausgegangene Bestrahlung von Kopf/Hals
- aktive Hepatitis-C-Infektion
- HIV-Infektion
- Amyloidose
- Sarkoidose
- Graft-versus-Host-Disease
- IgG4-assoziierte Erkrankungen
Abatacept steigert die Speichelproduktion
Die RNase RSLV-132, die über eine Reduktion von Interferon Typ 1 agiert, lässt in einer laufenden Studie positive Effekte auf die Fatigue erkennen. Das Biologikum Abatacept verringerte in mehreren Untersuchungen die Krankheitsaktivität, senkte die B-Zell-Aktivitätsmarker und steigerte die Speichelproduktion. Studien mit Rituximab lieferten kontroverse Ergebnisse, Schmerzen und die chronische Müdigkeit scheinen sich darunter zu bessern. Dennoch gibt es bereits eine Empfehlung für die Substanz bei extraglandulärem Befall, etwa Purpura, vaskulitische Neuropathie oder Kryoglobulinämie. In der Testphase befinden sich zudem mehrere gegen B-Zellen gerichtete Therapien.Quelle: Ernst D, Witte T. internistische praxis 2020; 63: 65-75 © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
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Lungenbeteiligung: UIP = usual interstitial
pneumonia; NSIP = non-specific interstitial pneumonia; DIP = desquamative interstitial pneumonia; CPFE = combined pulmonary fibrosis and emphysema"