
Multiples Myelom: Was hinter dem erhöhten Risiko bei rheumatoider Arthritis steckt

Ursache für ein erhöhtes Risiko für lymphoproliferative Erkrankungen wie ein Multiples Myelom bei rheumatoider Arthritis (RA) könnte ein gemeinsamer pathogenetischer Mechanismus sein. Weil diese Patienten aber häufig mit Methotrexat (MTX) behandelt werden, liegt nahe, dass auch MTX eine Ursache sein könnte.
EBV-Reaktivierung durch Immunsuppression?
Postuliert wird, dass es durch die Immunsuppression zu einer Reaktivierung einer bestehenden EBV-Infektion kommt, was wiederum zu einer Aktivierung und unkontrollierten Proliferation von (B-)Lymphozyten beitragen könnte. Dazu passt, dass in den meisten der in der Literatur beschriebenen Fälle das Absetzten von MTX zu einer Remission der lymphoproliferativen Erkrankung geführt hat.
Darüber hinaus ist konzeptionell denkbar, dass die Aktivierung des Immunsystems im Rahmen der RA zur Entstehung eines Multiplen Myeloms bzw. einer lymphoproliferativen Erkrankung beitragen könnte. So ist beispielsweise bekannt, dass Interleukin-6 sowohl bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer RA als auch in der Pathogenese des Multiplen Myeloms eine wichtige Rolle spielt.
Als biklonale Epstein-Barr-Virus-induzierte MTX-assoziierte lymphoproliferative Erkrankung interpretierten Marie Wernecke von der Schönklinik Hamburg-Eilbeck und Kollegen den Fall einer 80-Jährigen. Die seit sechs Jahren an einer seropositiven RA erkrankten und mit MTX behandelten Patientin stellte sich mit ausgeprägter Lymphadenopathie und Gewichtsverlust vor. Eine neu aufgetretene Anämie (Hämoglobin 10 mg/dl), eine monoklonale Gammopathie vom Typ IgM sowie 40 % Plasmozyten im Knochenmarkausstrich wiesen auf ein Multiples Myelom hin.
Absetzen von MTX ließ Lymphknoten schrumpfen
Im Lymphknotenbiopsat konnten klonale Populationen von EBV-positiven T- und B-Lymphozyten nachgewiesen werden.
Nach Absetzen von MTX gingen die Lymphknotenschwellungen bei der beschriebenen Patientin rasch zurück. Die Symptomatik der RA verschlechterte sich dabei nicht. Nach vier Monaten waren in der Bildgebung keine geschwollenen Lymphknoten mehr sichtbar. Die Konzentration an Gammaglobulin im Serum war von 51,1 % auf 34,7 % deutlich gesunken, eine monoklonale Gammopathie in der Immunelektrophorese nicht mehr nachweisbar. Die Autoren sehen den in der Literatur beschriebenen Zusammenhang zwischen RA, Therapie mit MTX und EBV-Reaktivierung in ihrem Fall bestätigt.
Quelle: Wernecke M et al. Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 262-265; DOI: 10.1055/a-1328-8468
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).