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Antirheumatika bieten laut Metaanalyse die beste Schmerzreduktion

Ob schlucken oder schmieren – Arthroseschmerzen an Knie und Hüfte bekommt man offenbar am besten mit NSAR in den Griff. So lautet das Ergebnis einer Metaanalyse von 192 randomisierten Studien mit insgesamt über 100.000 Patienten. Darin verglichen Forscher die Effektivität und Sicherheit von 90 verschiedenen oralen und topischen Therapieregimes bei Cox- und Gonarthrose, 68 davon mit NSAR, 19 mit Opioiden und drei mit Paracetamol. Auf der „10-cm Visuellen Analogskala“ (VAS) lag der Schmerz im Schnitt bei 65 mm.
In puncto Schmerzreduktion waren Etoricoxib 60 mg/d und Diclofenac 150 mg/d am effektivsten, berichten Dr. Bruno da Costa, Institute of Health Policy, Toronto, und Kollegen. In der VAS reduzierten sie den Schmerz um 16 mm (Etoricoxib) und 14 mm (Diclofenac). Die Wahrscheinlichkeit, einen stärkeren Effekt als den kleinsten klinisch bedeutsamen Unterschied (MID) hervorzurufen, betrug mit den Substanzen ≥ 99 % (in der Rechnung mit enthalten auch das inzwischen vom Markt genommene Rofecoxib). Dabei hatten beide Medikationen ähnliche Nebenwirkungsraten, wobei schwere Nebenwirkungen unter 60 mg Etoricoxib etwas weniger häufig schienen als unter 150 mg Diclofenac. Generell lag das Nebenwirkungsrisiko in der Gruppe der NSAR bei 29,8 % und das Risiko für dadurch bedingte Drop-outs für orale Applikation bei 18,5 %.
Paracetamol brachte am wenigsten Linderung
Unter den lokalen Wirkstoffen hatte topisches Diclofenac den größten Effekt auf Schmerz und Funktionalität. Schon in der niedrigsten Dosierung von 70–81 mg/d lag die Chance, mehr als den MID hervorzurufen, bei mindestens 92,3 %. Das Ganze gab es zudem mit bester Verträglichkeit: Nebenwirkungen und Drop-outs traten unter der Lokaltherapie nicht auf.
Ganz anders sah das bei den Opioiden aus. Sie waren bei Gon- und Coxarthrose nicht nur deutlich weniger wirksam: Ihre Wahrscheinlichkeit für einen größeren Effekt als den MID überschritt die 53-%-Grenze nicht. Der Preis dafür war hoch, denn ihr Risiko für Nebenwirkungen betrug 89,5 %, das für dadurch ausgelöste Therapieabbrüche 83,3 %. Den geringsten Effekt auf den Arthroseschmerz hatte Paracetamol 3.900–4.000 mg/d. Er betrug auf der 100-mm-VAS nur 4 mm. Auch die physische Funktion besserte sich unter dem Wirkstoff in der Dosierung < 2.000 mg/d nicht.
In der Praxis empfehlen die Autoren bei Gonarthrose topisches Diclofenac als First-Line-Therapie. Ob eine Lokalbehandlung auch bei der Coxarthrose hilft, ist unklar – dazu gibt es keine Daten. Ist eine orale Therapie erforderlich, sollten NSAR bei Bedarf verschrieben werden und nicht als Dauermedikation. In diesem Fall raten die Autoren zu einer Gabe von 100–105 mg/d Diclofenac oder 30 mg/d Etoricoxib. Diese Dosierungen sind verträglicher und haben immer noch eine über 88%ige Wahrscheinlichkeit, dass sie wirksamer als der MID sind. Opioide sind beim Arthroseschmerz eher ungeeignet, schreiben die Autoren. Ihr geringer klinischer Effekt wiegt das Nebenwirkungsrisiko und den möglichen Schaden, den sie damit verursachen, nicht auf.
Quelle: da Costa BR et al. BMJ 2021; 375: n2321; DOI: 10.1136/bmj.n2321
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- Effectiveness and safety of non-steroidal anti-inflammatory drugs and opioid treatment for knee and hip osteoarthritis: network meta-analysis da Costa BR et al. BMJ 2021; 375: n2321